Volle Rheinseite
Ein großzügiges Wohnhaus fängt den Fluss facettenreich ein
Eher überschaubar, dafür aber steil war das Grundstück auf einem Hochdeich des Rheins. Nordöstlich von einer Ortsstraße begrenzt, schien der Strom nach Südwesten sprichwörtlich zum Greifen nah. Die Düsseldorfer DDJ Architekten Döring Dahmen Joeressen entwickelten ein Wohnhaus auf drei Ebenen, das alle Räume großzügig mit Terrassen auf den Fluss ausrichtet – mit einer überraschend skulpturalen Wendung in der Kubatur.
Eigentlich hatten die Bauherren auf dem Grundstück für die vierköpfige Familie ein eingeschossiges Flachdachhaus mit zusätzlichem Staffelgeschoss bauen wollen. Eine entsprechende Bauvoranfrage wurde im Jahre 2018 positiv beschieden. Die Novellierung der Bauordnung im Folgejahr und ein ultimativer richterlicher Beschluss machten das Vorhaben allerdings nicht mehr genehmigungsfähig – das Gebäude musste entsprechend dem B-Plan aus den 1960er-Jahren zwingend mit einem Satteldach abgeschlossen werden. So entstand die ungewöhnliche Kubatur, die die Konturen der Nachbardächer aufnimmt und sich mit den Fassaden und Terrassen zu einem ungewöhnlichen skulpturalen Baukörper verbindet. Die Materialwahl unterstreicht diese Haltung, indem sich die Fassade aus großformatigen silberschimmernden Aluminium-Elementen in den Dachflächen kontinuierlich fortsetzt – scharfkantig reduziert, mit unsichtbarer Dachentwässerung. Die mit dem Eingangsbereich optisch verzahnte Doppelgarage tritt dazu mit einer sepiabraunen Lamellenfassade und integrierten LED-Bändern in den Hintergrund. Während sich der Neubau zur Straße eingeschossig und nahezu fensterlos hinter einem kleinen Vorgarten abschirmt, öffnet er sich zum Fluss mit einem ungewöhnlich weit auskragenden, verschattenden Steildach, einem eingeschobenen Erdgeschoss und dem sockelartig abgesetzten Untergeschoss. Durch die transparenten Glasfronten mit filigranen Schiebefensteranlagen bietet sich auf allen drei Etagen ein nahezu rahmenloser Ausblick auf den Rhein und es entsteht ein fast nahtloser Übergang zwischen Innen und Außen. Die funktionale Ordnung der Etagen spiegelt sich in klaren Grundrissen wider: Im Obergeschoss liegen Schlafräume und Bäder mit jeweils eigenen Terrassen. Im Erdgeschoss dehnt sich um einen Gaskamin großzügig der offene Wohn-/Koch- und Essbereich aus – samt einer gemütlichen Sitzecke, die einen besonders fokussierten Ausblick auf den Rhein erlaubt. Über eine Länge von fast viereinhalb Metern lässt sich die Wohnetage zum Terrassendeck öffnen; ein Treppenstieg aus Cortenstahl ermöglicht den Zugang in den Garten. Das Untergeschoss ist Gästeetage mit direktem Gartenzugang, bietet aber auch einen Arbeits- sowie einen Fitness- und Wellnessbereich mit einer Sauna, die eine beeindruckende Aussicht auf den Fluss bietet. Sämtliche Einbauten bis hin zur XXL-Badewanne im Masterbad – selbstverständlich mit Rheinblick – wurden nach Entwürfen der Architekten von einem Schreiner auf Maß gefertigt.
Wohnfläche: 400 m² (inkl. Nebenflächen, ohne Garagen)
Grundstücksgröße: 699 m²
Bauzeit: 12 Monate (während der Corona-Pandemie)
Bauweise: Massivbau
Energiekonzept: Luft-Wasser-Wärmepumpe, unterstützende Gastherme, Kühlung mit Umluftgeräten nach Bedarf (Obergeschosse)
Fotos:
Manos Meisen
www.manosmeisen.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|24)