Gefundenes Nest
Ein Einfamilienhaus in Angermund bietet viel Licht und grüne Ausblicke
Hausprojekte werden von den Architekten oft nach den Anfangsbuchstaben der Bauherren bezeichnet – in diesem Fall lag die Sache aber einmal anders: Noch in der Planungsphase war auf dem Grundstück, das an ein benachbartes Naturschutzgebiet im Norden Düsseldorfs grenzt, ein Storch gesichtet worden. Wenn das mal kein Omen ist – dachten sich auch die mit dem Projekt beauftragten DDJ Döring Dahmen Joeressen Architekten und tauften es zusammen mit den Bauherren kurzerhand „Haus Storchennest“. Für das großzügige Gartengrundstück, das im Süden idyllisch von einem Bach begrenzt wird, planten sie ein Gebäude, welches das Sonnenlicht durch das Haus wandern lässt.
Ausgangspunkt des Entwurfskonzeptes war das verkehrsberuhigt in einer Sackgasse gelegene Grundstück, das sich aus zwei Flurstücken zusammensetzt. Auf dem östlichen Flurstück, das an einen Kindergarten grenzt, sollte das Einfamilienhaus entstehen. Das Flurstück im Westen wurde als Garten konzipiert – auch im Hinblick darauf, dass hier in zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Wohnhaus errichtet werden kann. Idee von „Haus Storchennest“ ist ein nahezu quadratisch geschnittener, kubischer Baukörper mit Staffelgeschoss und einer an der Ostgrenze des Grundstücks platzierten Garage. Zwischen die beiden Gebäudeelemente schiebt sich ein kleines gläsernes Atrium, das die Morgensonne einfängt und das Licht sanft durch seine fächerartige Baumpflanzung filtert. Überhaupt stand die Erfahrbarkeit des Sonnenverlaufes während eines Tages und im Laufe eines Jahres ganz oben auf der Wunschliste der Bauherren. Entsprechend wurde der Grundriss im Erdgeschoss sehr offen gestaltet, um die Räume möglichst fließend ineinander übergehen zu lassen. Dem Wohnraum und der Küche sind zum Garten hin barrierefrei zugängliche, überdachte Terrassen vorgelagert, die einerseits baulichen Sonnenschutz gewähren, andererseits aber auch einen vor Wind und Wetter geschützten Außenbereich bieten. In dem zurückspringenden Staffelgeschoss sind die Schlafräume der vierköpfigen Familie untergebracht mit zwei Bädern, einer Ankleide sowie einer Ostterrasse. Beide Geschosse und der Abgang in das Untergeschoss werden über eine einläufige Treppe erschlossen, die mit einer dünnen, geschlossenen Stahlbrüstung und einem offen gestalteten Treppenauge gestaltet wurde. Die Zweifarbigkeit der Treppenbrüstung zieht sich als durchgehendes Band durch den zweigeschossigen Dielenbereich bis in den Keller und schafft so einen besonders markanten Akzent im Raum. Die Materialauswahl ist reduziert gehalten: Eichenparkett schafft im Innenraum etwas „Nestwärme“, an der Fassade sind es die vertikalen Eichenholzlamellen, die in allen überdachten Bereichen einen warmtonigen Kontrast zur weißen Putzfassade herstellen. Haus- und Garagenzugang oder auch ein kleiner Geräteraum wurden unauffällig in die Lamellenwände integriert. Für Energieeffizienz sorgt im „Haus Storchennest“ eine Luftwärmepumpe, die eine Fußbodenheizung versorgt.
Fotos:
Manos Meisen
www.manosmeisen.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 04|22)