Skulpturales Tor zum Kirchberg
Ein neues Pfarrzentrum in Monheim stärkt den Bestand
Mitten im Monheimer Stadtteil Baumberg ragt auf einer baumbestandenen, vor Rheinhochwasser sicheren Erhebung der Kirchturm von St. Dionysius aus der Stadtsilhouette hervor. Das Bauwerk, das bis auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, hat selbstbewusst alle Neubauten der Kirche überdauert, die sich im 19. Jahrhundert gleich zweimal und Ende der 1950er-Jahre noch ein letzteres Mal vollzogen. Heiermann Architekten aus Köln haben den städtebaulich prominent zwischen drei Verkehrsadern situierten „Kirchhügel” nun um ein neues Pfarrzentrum ergänzt, das sich mit seiner plastisch gestalteten Backsteinfassade respektvoll auf den Bestand bezieht, zugleich aber auch die umliegenden Gebäude und Wegeverbindungen durch einen neuen öffentlichen Platz enger miteinander verknüpft.
Der Neubau des Pfarrzentrums, der südlich des bestehenden Kirchengebäudes realisiert wurde, bezieht sich sowohl in Lage als auch Größe auf das sakrale Nachbargebäude. Zudem wurde die Fassade des Gebäudes so gestaltet, dass das Ensemble wie gleichsam weitergebaut erscheint: Der rötliche Wasserstrichziegel, dessen unregelmäßige Lagerseite im Wechsel mit der Sichtseite vermauert wurde, fügt den acht Jahrhunderte umspannenden „Ziegel-Zeitschichten“ am Bestand eine weitere, eigenständige hinzu. Auch die an den Außenseiten eingeklappte Dachlandschaft des Gebäudes antwortet mit einer gestalterischen Variation auf den klassischen Dachstuhl des Kirchenschiffes – genauso wie mit dem reliefartig ausgeführten Filtermauerwerk auf die plastisch durchgestalteten Giebelfenster des Nachkriegsgebäudes referiert wird. Sowohl die Kirche und ihre Sakristei als auch das neue zweigeschossige Pfarrzentrum öffnen sich auf den neu entstandenen Platzraum im Zentrum des Ensembles. Von hier aus wird das Foyer des Neubaus betreten, das sich auf Wunsch flexibel mit einem angrenzenden Pfarrsaal und einem Mehrzweckraum zu einer großzügigen Raumeinheit zusammenschließen lässt. Eine geradläufige Treppe verbindet das Foyer mit einem oberen Bereich, der sich in die Faltungen des Daches und die sichtbar belassene Struktur der Holzleimbinder öffnet. Auf der unter dem Platzniveau liegenden Straßenebene des Gebäudes orientiert sich ein zweiter Eingang zum ebenfalls neuangelegten Quartiersplatz an der Berghausener Straße. Von hier aus werden im Erdgeschoss die Bibliothek mit einem offenen Lesebereich, das Pfarrbüro und ein Jugendzentrum erreicht. Zudem ergeben sich um das Gebäude herum Zugänge zu attraktiven grünen Außenbereichen. Das städtebaulich als Scharnier und Verteiler fungierende Gebäude stärkt so auch die Bedeutung des Kirchhügels für das umliegende Quartier.
Fotos:
Heiermann Architekten
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|24)