Roh und edel

Aus einer Tiefgarage in der Merkur Spiel-Arena wird eine flexible Tagungs- und Eventlocation

Seit über 20 Jahren bietet die Merkur Spiel-Arena bis zu 66.500 Zuschauer:innen alle Qualitäten eines modernen Stadions – inklusive einem ausfahrbarem Dach und einer komfortablen Stadionheizung. Um den akkreditierten Sportjournalist:innen ideale Arbeitsbedingungen zu bieten, sollte das Gebäude pünktlich zur UEFA Euro 2024 ein zusätzliches Presse- und Medienzentrum erhalten. Statt eines zunächst avisierten Neubaus wurde die wenig genutzte Fläche einer Tiefgarage im Stadionbau zu drei multifunktional nutzbaren Veranstaltungsräumen umgewidmet und umgebaut. Lindner Architekten aus Düsseldorf haben im Auftrag der städtischen Veranstaltungsgesellschaft D.Live die flexibel miteinander kombinierbaren Flächen zu einem rund 1.400 m² großen Tagungs- und Eventbereich umgestaltet, der wegen seiner Flexibilität und der prägnanten Designsprache zuletzt mit dem German Design Award 2025 ausgezeichnet wurde.

Bevor die anspruchsvolle Innenraumgestaltung umgesetzt werden konnte, mussten zunächst erst einmal größere Umbaumaßnahmen erfolgen. Nach den strikten Vorgaben der UEFA wurden zunächst die vorhandenen Garagenflächen, die sich beidseitig des zentralen Spielertunnels erstrecken, von Huhn Architekten aus Neuss für die Umnutzung vorbereitet. Um eine angemessene Deckenhöhe und eine ausreichende Be- und Entlüftung der Räume zu gewährleisten, musste dabei der Rohfußboden um etwa anderthalb Meter tiefer gelegt werden. Das brachte einige statische Herausforderungen mit sich – auf diese Weise gelang es jedoch, die gesamte haustechnische Infrastruktur in einem komplex strukturierten Hohlraumboden unter dem Fußboden effizient in die umgewidmeten Flächen zu integrieren. Bei der Planung der Innenarchitektur für das neue Presse- und Medienzentrum standen Raumökonomie und Flexibilität besonders im Fokus – auch im Hinblick auf die Nachnutzung der Räumlichkeiten als exklusive Tagungs- und Veranstaltungslocation. Die beidseitig des Spielertunnels angeordneten Hauptbereiche Cave 01 und Cave 02 wurden nach dem „Raum-im-Raum-Prinzip“ in unterschiedliche Konferenz-, Catering- und kleinere Rückzugsbereiche zoniert, was nicht nur eine hohe Aufenthaltsqualität, sondern auch eine große Vielfalt möglicher Bespielungen ermöglicht. Mobile und modulare Möbelelemente, wie etwa bewegliche Theken oder multifunktionale Projektionswände, sorgen zudem dafür, dass sich die Räume flexibel dem jeweiligen Bedarf anpassen können – egal ob für Konferenzen, Vorträge oder auch multimediale Produktpräsentationen. Dazu kommen die in Wand und Decken integrierten technischen Installationen, mit denen sich sowohl die Beleuchtung als auch die Akustik der Räume variabel steuern und verändern lässt. Beide Räume können dabei über einen dritten Raum zusammengeschaltet werden: Der Spielertunnel dient einerseits als zentrale Erschließung, kann aber auch selbst als Eventlocation genutzt werden. Dabei ergeben sich über die Glasfronten der Räume, die mit farbig das Licht brechenden, dichroitischen Farbeffektfolien beklebt wurden, atmosphärische Durchblicke in den erhöht verlaufenden Tunnel. Mit dem dunklen und und zugleich funkelndem Epoxidboden, dunklen Streckmetallverkleidungen und Neonsigns ist er mehr als nur eine langgestreckte Passage – man kann sich hier auch Modedéfilés oder eine After-Work-Party bestens vorstellen. „Ein markantes Merkmal des Projekts ist das Materialkonzept, das mit bewussten Kontrasten spielt“, erläutert Daniel Schwecke, Geschäftsführer von Lindner Architekten. So wird einerseits der einstige Rohbau-Charakter der Gebäudehülle wieder aufgenommen und durch den Einsatz von Betonoberflächen, Metall und Glas zu einem industriell-urbanen Look erweitert. Andererseits kommt durch hochwertige und edle Materialien wie Eichenholz oder polierte Oberflächen moderne Eleganz ins Spiel. Beides zusammen erzeugt ein spannungsvolles Ambiente, das den Charakter des Ortes bewahrt, zugleich aber auch eine gemütliche und einladende Atmosphäre kreiert.

www.lindner-architekten.de

Fotos:
Chris Rausch
www.chrisrausch.de

(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|25)

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