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Emotionale Gestaltqualität und Raumstimmung

Andreas Meck – ein Architekt ohne Expansionsdrang

Wenn man die Liste Ihrer Preise anschaut, wird einem schwindelig – über 50 habe ich gezählt. Was... mehr

Wenn man die Liste Ihrer Preise anschaut, wird einem schwindelig – über 50 habe ich gezählt. Was bedeutet Ihnen der Jüngste, der Architekturpreis der Stadt München 2015?
Es ist der erste Preis für das Gesamtwerk. Alle bisherigen Preise waren für bestimmte Bauwerke, der Holzbaupreis für ein Gebäude aus Holz oder der Architekturpreis „Zukunft Wohnen“ für ein Wohngebäude – also es war immer sehr projektbezogen. Es ist bisher eigentlich nie die Summe des Schaffens betrachtet worden. Dazu gehört neben dem Bauen von Häusern auch die Lehre. Zudem engagiere ich mich im Bereich der Beratung für Städte und Gemeinden oder für die Haunersche Kinderklinik zum Beispiel. Insofern ist der Preis wichtig, weil er das Gesamtwerk betrachtet mit allem drum und dran – und deshalb bin ich sehr stolz darauf. Es ist hoffentlich kein Preis für das Alters- oder Gesamtwerk – dafür fühle ich mich ehrlich gesagt etwas zu jung. Ich bin jetzt maximal in der Mitte meines Schaffens und immer noch ein Suchender und kein Angekommener.

In Ihrem Portfolio sind alle Bautypologien vertreten: Vom Einfamilienhaus bis zur Gedenkstätte. Was liegt Ihnen mehr – die Pflicht oder die Kür? Das Profane oder das Sakrale?
Das ist eine gute Frage. Ich hatte mir mal als Prämisse gesetzt, dass ich mich nicht spezialisiere. Mich hat immer die breite Palette der Architektur interessiert, also die Herausforderung der Aufgabe, die Kategorie, in der sich etwas bewegt. Wir haben vom Atelier eines Fotografen über „Das Schmale Haus“ bis zur Bauhaus-Universität in Weimar, oder für ein großes Münchner Unternehmen und die Kirche eine breite Palette von Bauaufgaben ausgeführt. Dass die Aufgaben immer wieder eine Herausforderung darstellen, das finde ich wichtig.

Kann es trotzdem an Ihrem ,Stil‘, das ist so ein abgenutztes Wort, liegen, dass Ihnen viele sakrale Aufgaben zugedacht worden sind? Bauten von formaler Strenge und Ruhe?
Zugedacht ist vielleicht nicht das richtige Wort – wir haben unsere Aufträge fast ausschließlich über Wettbewerbe bekommen, das heißt, es ist ein aktives sich bemühen um die Teilnahme am Wettbewerb, und auch ihn zu gewinnen. Es gibt natürlich eine Sache, die den Sakralbau als Bauaufgabe für mich prädestiniert. Das ist die Vorstellung, dass Räume auch eine Stimmung und eine besondere Atmosphäre haben sollten. Das ist die hohe Kunst der Architektur.

Sie haben an der Technischen Universität München und an der AA in London studiert – welche Prägungen kommen daher?
Die TU bot eine ausgesprochen solide Ausbildung, sie vermittelte die ganzen Grundlagen, die man als Architekt braucht. Die AA war damals bekannt für das experimentelle Entwerfen. Architektur wurde in den großen Zusammenhängen auch unter sozialen und gesellschaftlichen Aspekten betrachtet. Insofern war das Studium an beiden Ausbildungsstätten eine wunderbare Ergänzung.

Wie haben sich Ihre Kriterien für gute Architektur herausgebildet?
Ich würde sagen, das ist ein Prozess. Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn habe ich mich mit dem sozialen Wohnungsbau auseinandergesetzt: In England zum Beispiel mit dem Thema ‚Housing’– als auch mit dem Modellbau-Vorhaben der Obersten Baubehörde. Also mit Wohnungsbau und der Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Menschen erst im Allgemeinen und mit dem Thema der Raumqualität im Besonderen.
Dass Architektur mehr ist, als nur Quadratmeterpreise und DIN-Normen zu befriedigen, sondern auch die emotionale Gestaltqualität des Gebauten braucht, damit man sich dort wohlfühlt und die Menschen sich identifizieren.

Sie haben sich sehr früh selbständig gemacht...
Ich habe hier nach der Rückkehr aus London bei Professor M. Kovatsch gearbeitet – auch ein Projekt im Sozialen Wohnungsbau – und nach Abschluss des Projekts bin ich Assistent an der Akademie der Bildenden Künste geworden. Das war ein halber Job. Die andere Hälfte der Zeit habe ich genutzt, um Wettbewerbe zu machen. Und ich hatte dann nach kurzer Zeit so viele Wettbewerbe gewonnen, dass es mir möglich war, ins Berufsleben zu starten. Ich bin das Risiko eingegangen und habe die Assistenz an den Nagel gehängt und ein Büro gegründet.

Was bringen Sie Ihren Studenten an der Münchner Hochschule bei?
(lacht...) Strategien – und vielleicht auch eine Haltung der Architektur gegenüber. Ich glaube nicht, ähnlich wie das zu meiner Zeit noch üblich war, dass es Sinn macht, den Studenten Wissen über Details beizubringen. Man kann Strategien entwickeln, wie man mit Aufgaben umgeht – und Themen des Problemlösens und Denkens ansprechen. Das ist auch etwas, was unseren Berufsstand auszeichnet, dass wir in der Lage sind, Probleme anzugehen, und dafür eigenständige Lösungen zu entwickeln, die durchaus auch unkonventionell sein können. Das ist eine Sache, die ich versuche, den Studenten zu vermitteln. Es geht darum, die Aufgabe zu analysieren, das Problem zu erkennen und mit einem Wissen und einem gewissen Repertoire an Möglichkeiten und Strategien dann dafür die optimale Lösung zu finden, die aus der Aufgabe heraus entwickelt werden sollte.

Ein hoher Anspruch...
Ja – es ist ein wichtiger Beruf, wir haben eine große Verantwortung der Gesellschaft gegenüber, und aus diesem Grund finde ich auch, dass, wenn wir diesen Beruf ernst nehmen, völlig unterbezahlt sind. Geld ist letztendlich eine Form der Wertschätzung in unserer Gesellschaft, die man bestimmten Berufsgruppen zukommen lässt. Und da sind die Schwerpunkte derzeit leider anders gesetzt.

Ein meisterliches Beispiel für formale Strenge, Eleganz und Reduktion auf das Minimalistische ist – neben anderen – das Ferienhaus Aufberg. In dessen Beschreibung steht auf Ihrer Website zu lesen:
Kein Firlefanz. Könnte dies das Leitmotiv Ihres Schaffens sein...?
Ja, das trifft es ganz gut. Also, das Ferienhaus ist für eine österreichische Bauherrin entstanden. Ihre Vorgabe war: ‚Ich möchte ein Haus, in dem ich mich frei fühle und keinen Firlefanz‘ –Das war die Beschreibung der Atmosphäre, die sie sich wünschte. Dies haben wir umgesetzt.

Welches ist Ihr liebstes Kind, auf welches Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz?
Ich finde, das ist schwierig zu entscheiden. Ich begleite jedes Projekt, sehe es groß und fertig werden. Ich kann nicht sagen, das Eine mag ich mehr und das Andere weniger. Ich hänge an allen.

Welche Bauaufgabe fehlt noch – woran würden Sie sich gerne messen?
Gute Frage! Ich suche die Herausforderung. Bisher habe ich noch kein Museum gebaut. Das fände ich mal spannend.

Herr Meck, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Christina Haberlik.

Andreas Meck Andreas Meck, 1959 geboren in München, absolvierte ein Architekturstudium an der... mehr

Andreas Meck

Andreas Meck, 1959 geboren in München, absolvierte ein Architekturstudium an der TU München (Diplom 1985). Ein DAAD-Stipendium an der AA, London von 1986-87 schloss sich an. Von 1989-90 war er Assistent bei Prof. Kovatsch am Lehrstuhl für Raumgestaltung an der Akademie der Bildenden Künste, München. Noch während seiner Assistenzzeit gründete er 1989 sein eigenes Büro, das seit 2001 unter „meck architekten“ firmiert.  Meck wurde für seine Arbeit mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und gewann unzählige Wettbewerbe. Zu seinen bekanntesten Bauten zählt in München die Aussegnungshalle in Riem (2000) und das Dominikuszentrum im Stadtteil Nordheide (2008). Überregional wurde Meck für sein Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin (2009) bekannt. Seit 1998 hat Andreas Meck eine Professur für Entwerfen und Baukonstruktion an der Hochschule in München und ist seit 2013 Dekan der Fakultät für Architektur der Hochschule München.

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