Ein besseres Leben
Erlebnisse und Erkenntnisse an der Kaje der Auswanderung in Bremerhaven
Die wissenschaftliche Definition von Migration lautet „die Verlegung des Lebensmittelpunktes eines Menschen“. Das kann also sowohl der freigewählte Umzug in den nächsten Ort als auch die erzwungene Flucht vor Krieg über Grenzen hinweg sein. Obwohl also Migration schon immer und ständig stattfindet, unser Leben und unsere Gesellschaften seit jeher prägt, beschäftigt das Thema unsere Gesellschaft zur Zeit wie kein anderes. Suchen wir also nach Erkenntnis und fahren nach Bremerhaven, dem bedeutendsten deutschen Auswandererhafen.
Gut 140 Jahre lang hieß Bremerhaven auch die „Stadt des Abschieds“. Am Neuen und Alten Hafen, an den Kaiserhäfen und an der Columbuskaje begannen zwischen 1830 und 1974 mehr als sieben Millionen Auswanderer ihre Schiffspassage nach Übersee. Sie alle verlassen ihre Heimat auf der Suche nach einem besseren Leben. Sie fliehen vor Hunger und Not, Ausgrenzung, Verfolgung, Unterdrückung und Krieg. Dort, wo sie Europa verließen, sich einst die Lagerhallen befanden, steht an authentischem Ort am Neuen Hafen das Deutsche Auswandererhaus. Es gehört zur „Kaje der Auswanderung“. Mit diesem städtebaulichen Konzept wurde von Andreas Heller Architects & Designer das südliche Ostufer des Neuen Hafens unter dem Thema Auswanderung zu einem touristisch orientierten Viertel mit einzigartiger Identität ausgebaut. Zur Kaje der Auswanderung gehören neben dem Deutschen Auswandererhaus auch das ehemalige Seeamt Bremerhaven, das Wohnhaus Good Times und als letzter Baustein, das kürzlich eröffnete Hotel The Liberty mit dem Restaurant Mulberry Street.
Das 2005 eröffnete Deutsche Auswandererhaus ist ein europaweit einzigartiges Erlebnismuseum zur deutschen und europäischen Auswanderungsgeschichte. In der multimedialen und interaktiven Ausstellung tauchen wir ein in die Lebensumstände der Auswanderer und werden Teil einer Inszenierung, die ihre Reise ins Ungewisse in verschiedenen Szenerien originalgetreu nachstellt. Im Erweiterungsbau von 2012 werden über 300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland präsentiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Nachkriegszeit und den 1960er- und 1970er-Jahren. Als Kulissen dienen unter anderem ein Büro der Einwanderungsbehörde, ein Friseursalon und ein Kaufhaus. Durch die Verbindung von historischer sowie aktueller Aus- und Einwanderung hat sich das Museum zum bundesweit ersten Migrationsmuseum entwickelt.
Die Kaje der Auswanderung ist Teil der „Havenwelten“, die seit Ende der 1960er-Jahre auf ehemaligen Hafenflächen zwischen Innenstadt und Weserdeich entwickelt wurden. Dazu gehören neben dem Zoo am Meer, das Klimahaus und das Deutsche Schifffahrtsmuseum, aber auch Leuchtfeuer, Schleusen und historische Schiffe. Die Gestaltung des Außenraums durch die bayrischen Landschaftsarchitekten Latz + Partner fasst diesen Transformationsraum gekonnt wie selbstverständlich zusammen.
www.dah-bremerhaven.de
www.libertybremerhaven.de