Transparentes Co-Working
Eine Anwaltssozietät wagt das Experiment einer modernen Bürolandschaft
Auf dem Sektor der neuen Bürowelten ist man nahezu chancenlos ohne Beherrschung des Englischen: co-working-spaces, open spaces, activity based working, working cafés etc. pp. sind bestimmende Trends der Umstrukturierung vom isolierten zum gemeinschaftlichen Arbeiten. Wird das Arbeiten effizienter und humaner durch die gegenwärtigen Entwicklungen?
Großraumbüros gab es ja auch gestern schon, doch neu ist die Betonung des Gemeinsamen, der kleinen Teams, des Arbeitens in Gruppen. landau+kindelbacher, das Münchner Architekturbüro ist auch im Bereich Innenarchitektur intensiv tätig. Die Architekten sahen sich hier mit der Aufgabe konfrontiert, einen modernen, aktuellsten Anforderungen entsprechenden Bürobereich für die international agierende Wirtschaftskanzlei Latham & Watkins im Frankfurter Hochhaus-Bürokomplex „Die Welle“, nahe der Alten Oper, auszugestalten. Auf fünf Etagen des Bürohauses wurden sozusagen die Wände eingerissen. Oliver Felsenstein, Managing Partner von Latham & Watkins, hatte den Ehrgeiz entwickelt, seiner Sozietät auf diesen 5.000 m² das modernste Büro der Welt bauen zu lassen. landau+kindelbacher schufen also Räume oder besser gesagt offene Flächen mit allerlei Inseln, Kabinen, gläsernen Cubes und dergleichen mehr, um dem Anspruch des „activity-based-working“ gerecht zu werden.
Nicht die offenen Büros sind das Neuartige, sondern dass eine Anwaltskanzlei sie beziehen soll – denn besonders diese Branche ist auf Integrität, auf Diskretion, Solidität, Zuverlässigkeit und vier-Augen-Gespräche angewiesen. Dies scheint auf den ersten Blick nicht mit den „open spaces“ zu „matchen“. Nicht jeder der Partner also war auf Anhieb begeistert von dieser Umstrukturierung ihrer Sozietät.
Statt Einzelbüros gibt es nun einen offenen Grundriss: Anstelle geschlossener Flächen viele Glaswände – dennoch abgeteilte Bereiche für die Partner und offene Bereiche für die jungen Associates. So soll ein im wahrsten Sinn des Wortes offeneres und transparenteres Arbeiten möglich sein, von dem man sich größere Flexibilität der Zusammenarbeit verspricht.
Das Konzept wurde umgesetzt in Form von Tischgruppen in den Open Space Büros sowie co-working spaces in den sogenannten Cubes und als „Working Cafés“ – informellen Loungebereichen – in denen die Mitarbeiter temporär in spontanen Meetings arbeiten können. Und es stehen parallel dazu Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung, wie die focus rooms oder die phone boxes, in denen die Anwälte in Ruhe telefonieren und ungestört konzentriert arbeiten können.
Die Innenarchitekten haben die Anforderungen an Offenheit und Gemeinsamkeit räumlich ansprechend umgesetzt, nun müssen nur noch die Nutzer sich damit anfreunden und verstehen, die Vorteile zu nutzen.
www.landaukindelbacher.de
Fotos:
Ortwin Klipp
www.ortwinklipp.de