Mit Maß angedockt
Die denkmalgeschützte alte Pumpstation in Haan wurde mit einer markanten Erweiterung versehen
Bereits 2011 hat das Architekturbüro Ingenieurplan Siebel der alten Pumpstation in Haan neues Leben eingehaucht: Die denkmalgeschützte Industriearchitektur anno 1879 wurde behutsam zu einem Standort für Bürobetrieb und Kulturevents umgebaut. Nun wurde eine Erweiterung der Büroflächen erforderlich – nicht ohne erhöhte Mühe. Denn aufgrund nicht vorhandener Planungsgrundlagen musste der Bebauungsplan verändert werden, was ein aufwendiges bauleitplanerisches Verfahren nach sich zog, das die ISR Innovative Stadt- und Raumplanung mit dem Landschaftsverband Rheinland durchführte. Am Ende stand ein vorhabenbezogener Bebauungsplan, wobei der dafür geschlossene städtebauliche Vertrag eine frühzeitige Gebäudeplanung erforderte.
Für den Standort an der Südseite des Gebäudes entschieden sich die Architekten, weil dort am wenigsten Anwohner beeinträchtigt werden und das Baudenkmal weiterhin freisteht. Der südliche Giebel war zudem ein alter Abrissgiebel, an dem bis in die 1930er-Jahre das Kesselhaus für die damals dampfbetriebenen Pumpenwerke stand – weshalb er 2011 auch ohne Bedenken mit einem Wärmedämmputz versehen werden durfte. Ein weiterer Vorteil bestand schließlich darin, das bereits vorhandene Treppenhaus als Erschließung des Anbaus zu nutzen.
Die Idee für den Entwurf war ein Bild: Der alten Dame sollte ein starkes modernes Gebäude angedockt werden – behutsam, aber auch nicht zu zaghaft. Die Annäherung an den Bestand erfolgt durch die Materialwahl: Mit Cor-Ten-Stahl wurde der Bezug zum Ziegelstein des Altbaus geschaffen. Der oxidierte Stahl entfaltet dabei nicht nur eine wunderbare Farbgebung in Korrespondenz zum Farbton des Ziegels – wie das Bestandsmaterial lebt seine Optik von der natürlichen Verwitterung. Auch das bestehende Treppenhaus wurde in die neue Gesamtkomposition mit eingebunden. Die Innenarchitektur ist geprägt von allseitiger Offenheit und Transparenz mit bodentiefen, teilweise über Eck geführten Fenstern. Auch auf akustische Befindlichkeiten wurde sehr geachtet: Glastrennwände sorgen für Arbeitsruhe in den Büros, Schallschutzsegel unter den betonbelassenen Filigrandecken absorbieren den Innenlärm. Flexible Arbeitsinseln überlassen dem Nutzer zudem die Wahl der Möblierung. Freistehende Arbeitplatzleuchten sorgen für eine ausgewogene Arbeitsplatzbeleuchtung. Wie schon im Altbau erfolgt die Beheizung und Kühlung über die Wärmepumpe mittels Eisspeicher und Absorberzaun. Das südlich orientierte Gebäude wird dabei in den Übergangszeiten als Wärmelieferant genutzt und die dort abgeführte Wärme dem Bestand im Norden zugeführt. Ein Multiboden des Herstellers ClimaLevel sorgt für die nötige Wärme-, Kälte- und Luftzufuhr – genauso energiesparend wie im umgebauten Altbau.
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