Fenster zur Landschaft
Das Niederrheinische Freilichtmuseum beeindruckt durch sein offenes Entree
Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath ist ein volkskundliches Freilichtmuseum, das die bäuerliche und handwerkliche Kultur des mittleren Niederrheins ausstellt. Auf dem mehrere Hektar großen Gelände rund um das barock überformte Wasserschlösschen der Dorenburg verorten sich verschiedene Gebäude aus der Region, die alle wiederaufgebaut wurden – darunter auch ein beliebtes Spielzeugmuseum. Um die Besucherfreundlichkeit des Museums zu verbessern und auch der Bildungsarbeit mehr Raum zu geben, wurde ein offener Architektenwettbewerb für ein neues zentrales Eingangsgebäude vom Kreis Viersen organisiert. Der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf des Architekturbüros Köppen Rumetsch konnte zeitnah innerhalb von acht Monaten umgesetzt werden, was besonders auch der ökonomischen Bauweise geschuldet war: Das Eingangsgebäude ist als barrierearmer Erdgeschossbau konzipiert und wurde als vorgefertigter Massivholzbau umgesetzt.
Das Eingangsgebäude ist so auf dem Museumsareal verortet, dass es egal ist, von welcher Seite aus man das Areal betritt: Inmitten des erhaltenen Baumbestands gibt es dem Museum zu beiden Seiten ein Gesicht und orientiert die Besucher direkt zum Haupteingang hin. In das Gebäude integriert wurde ein zentrales Foyer, in dem Nischen für Kasse, Information, Museumsshop und Garderobe durch unterschiedliche Raumhöhen und Farbnuancen voneinander abgesetzt sind. Daran schließt sich zudem ein größerer Veranstaltungsraum an, welcher insbesondere der museumspädagogischen Arbeit zur Verfügung steht. Er fasst rund 100 Sitzplätze und ist so orientiert, dass die Besucher durch ein breites Fenster in die Landschaft des Freilichtmuseums mit der Dorenburg als zentralem Blickpunkt schauen. Alle Nebenräume wie WCs, die teilweise kindgerecht ausgelegt sind, Wickeltisch und auch ein Stauraum mit Teeküche wurden in dem niedrigeren Teil des Gebäudes untergebracht.
Im Eingangsbereich und in dem Veranstaltungsraum wurden die Decken und Wände überwiegend in hellem Holz ausgebildet. Grundsätzlich wurde großer Wert auf die Verwendung natürlicher und gesunder Materialien gelegt, auf kunststoffhaltige Bau-, Dämm- und Hilfsstoffe wurde prinzipiell verzichtet. Haptisch erscheinen die Außenfassaden des Eingangsgebäudes: In Anlehnung an lokale Handwerkstraditionen wurden die Klinker kalkbeige geschlämmt. Teilweise sind sie auch im perforierten Verband verlegt, was die Ausstrahlung des Baukörpers nachts steigert. Aber auch im Innenraum sind punktuell neben den unbehandelten Massivholzoberflächen, bewusst Klinkerwände positioniert. Im Kontrast zur präzisen Detaillierung des Gesamtgefüges schaffen sie eine angenehm ruhige Aufenthaltsqualität.
www.kreis-viersen.de
Fotos:
Anastasia Hermann
www.anastasiahermann.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 03|19)