Schwarz-weiß-Effekt
Wohnung im Hansaviertel erzielt ihre Wirkung durch eine intensive Optik
Die vom Architekten Fabian Freytag neugestaltete Wohnung befindet sich am Rande des Hansaviertels in einem typischen Nachkriegsbau. Die Gestaltung der Wohnung erfolgt vor allem über die intensive Optik in Schwarz und Weiß, Weiß ist dabei die gesamte Hülle der Wohnung, Schwarz sind die Möbel und Leuchten sowie alle technische Komponenten wie Schalter oder Lichtleisten. Ursprünglich handelte es sich um eine Zweiraum-Wohnung, jedoch ließ der Architekt die aus dem Schutt der Nachkriegszeit gefertigten Zwischenwände entfernen und verschaffte so der Wohnung mehr Licht und Raum. Da die Wohnung sich im ersten Obergeschoss befindet und der Blick nicht verbaut ist, ist sie sehr hell. Dadurch wirkt das viele Schwarz nicht düster, sondern schafft einen kräftigen Kontrast zum hellen Weiß. Mit vom Tischler extra gefertigten Einbauten wird die Wohnung neu organisiert und in Küche und Wohnzimmer, eine Schlafkoje, Badezimmer und Flur eingeteilt. Der Boden ist mit einem grauen Linoleum belegt.
Bei der Auswahl der Möbel konzentrierte sich der Architekt auf Läden in unmittelbarer Nähe des Hansaviertels, wobei er bewusst unterschiedliche Stile wählte. Es finden sich Stühle aus den 1950er-Jahren, ebenso ein Cassina Sofa aus den 1970er-Jahren oder ein Kartell Stuhl von Philippe Starck aus dem Jahr 2001. Die Möblierung sollte nicht einfach nur die Zeit des in den 1950er-Jahren entstandenen Baus in Szene setzen. Vielmehr wollte der Architekt der gesamten, rund siebzigjährigen Geschichte des Viertels Rechnung tragen. Bei der Kunst wählte der Architekt neben einer Fotoarbeit ein von ihm selbst gemaltes abstraktes Gemälde, welches wieder nur in den Farben Schwarz und Weiß gehalten ist. Auch mit der Dekoration setzte der Architekt keine Farbtupfer, sondern bleibt seiner zurückhaltenden Linie treu.
Der Wohnungsbesitzer ist Kameramann, somit darf das Thema Schwarz-Weiß auch als Referenz an das Thema Film und Fotografie verstanden werden. Die Schwarz-Weiß-Optik kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Fotograf oder Filmemacher den künstlerischen Ausdruck steigern möchte. Ähnliches gelingt dem Architekten bei der Gestaltung der Wohnung. Er nimmt sich zurück und intensiviert damit die Wirkung seiner Formensprache und planerischen Ideen. Das Ergebnis ist ein Interieur, welches dem Bewohner auch ohne edle Designmöbel oder teure Materialien viel gestalterische Qualität und ein hohes Maß an Individualität bietet.
www.fabianfreytag.com
Fotos:
Anne Deppe
www.annedeppe.de