Modernes Fachwerk
Das Atelierhaus am See realisiert eine nachhaltige Bauweise bei einem einfachen Gebäude zur Freizeitnutzung
Nördlich von Berlin, am Krummen See im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, befindet sich das Atelierhaus am See. Das für die Planung des Gebäudes beauftragte Büro werk A architektur hatte bereits im Jahr 2010 auf dem Grundstück ein Wohnhaus auf dem Sockel einer ehemaligen Scheune errichtet.
Zur Straßenseite hin stand ein altes Vorderhaus in Mischbauweise aus Fachwerk und Ziegeln. Das Gebäude war bereits stark beschädigt. Da die Besitzer den Straßenabschluss nicht verlieren wollten, ließen sie das Gebäude zunächst stehen. Im Zuge der Arbeiten an dem Wohnhaus kam es jedoch zu weiteren Beschädigungen. Die Besitzer beschlossen deshalb, das Vorderhaus komplett abzureißen und an dessen Stelle ein Atelier- und Werkstatthaus zu errichten.
Zusammen mit den Architekten entschieden sich die Bauherren dafür, das neue Gebäude möglichst einfach zu halten und nachhaltig zu bauen. Der größte Teil des Gebäudes ist als ungedämmte Fachwerkkonstruktion ausgeführt und bleibt ohne Heizung. Die Architekten wollten allerdings nicht im historischen Bestand bauen und einen traditionellen Fachwerkbau errichten. „Wir haben uns gesagt, wenn wir ein Fachwerkhaus bauen, dann muss das modern in der Gestaltung sein“, sagt Guntram Jankowski, Inhaber des verantwortlichen Architekturbüros.
Die Architekten bedienen sich der traditionellen Baumethode des Fachwerks, setzen diese aber auf moderne Weise um. Das Atelierhaus hat sehr schlanke Streben von 10 cm in der Breite und 24 cm in der Tiefe. „Wir hätten statisch sogar noch schlanker sein können“, erklärt Jankowski. Im Unterschied zum historischen Fachwerk wird das konstruktive Raster konsequent durchgehalten. Dadurch wirkt das Gebäude sowohl von innen als auch von außen sehr klar strukturiert.
Die Holzkonstruktion wird ausgefüllt von einem Ziegelmauerwerk. Nur 12 cm Stein trennen das Innen vom Außen. Die Steine stammen aus einem Scheunenabbruch in einem Nachbardorf. Die Wiederverwendung von Baumaterial schont die Ressourcen und ist somit ein zusätzlicher Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Das Fensterband besteht aus handwerklich verarbeiteten Stahlprofilen. Die Verglasung ist nur einfach. „Das Gebäude soll nicht mehr als einen Wetterschutz bieten“, sagt Jankowski.
Neben dem unbeheizten Teil des Hauses gibt es einen gedämmten Einbau, abgetrennt durch zellulosegedämmte Holzständerwände. Dieser temporär beheizbare Bereich erstreckt sich über zwei Geschosse. Im unteren Raum befindet sich eine Sauna, darüber eine kleine Ferienwohnung. Durch ein Glasdach bietet die Wohnung Ausblick auf den See und die umgebende Natur. Über eine Treppe in einer Fuge zwischen dem Neubau und dem Nachbargebäude gelangt man in die obere Ferienwohnung.
Das Atelierhaus zeigt, wie Architekten auch auf einem vermeintlichen Nebenschauplatz, der nur der Freizeitnutzung und des Ferienaufenthaltes dient, nachhaltig bauen können. Der Bau leistet einen Beitrag zur Erhaltung des Ortsbildes, nutzt den nachwachsenden Rohstoff Holz und verwertet Abbruchziegel. Der Energieverbrauch ist gering, weil der größte Teil des Gebäudes unbeheizt bleibt.
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