Leise bei Regen
Das Korkenzieherhaus ist nicht nur wegen seiner Fassade aus Kork ein außergewöhnlicher Bau
Das in Staaken entstandene „Korkenzieherhaus“, geplant von rundzwei Architekten, ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Projekt. Schon bei der Raumplanung gelang den Architekten ein Kunststück. Durch das Absenken des Sockelgeschosses und die Staffelung der Flächen im Obergeschoss konnten sie die Bruttogeschossfläche auf 320 m² maximieren, obwohl auf dem Grundstück baurechtlich nur ein Vollgeschoss erlaubt ist.
Der Gebäudesockel aus Stampfbeton liegt unterhalb der Geländeoberkante. Halbversunken befinden sich hier der Wohn- und Essbereich sowie ein Schlafbereich mit direktem Zugang zum außenliegenden Pool. Die über dem Gebäudesockel liegenden kleineren Räume werden von der zentral platzierten, umlaufenden Treppe aus erschlossen. Sie sind teilweise untereinander verbunden und könnten zukünftig auch als separate Studio-Apartments genutzt werden. Ab der Geländeoberkante steht auf dem Sockel eine reine Holzkonstruktion. Die Fassade sowie die Dachflächen sind komplett mit Korkplatten verkleidet. Über den Wunsch der Bauherrin kamen die Planer auf das hierzulande unübliche Baumaterial. Die Fassadenplatten fanden sie in Portugal. Sie sind gefertigt aus Korkgranulat, was ein Abfallprodukt der Flaschenkorkenproduktion ist. Die Platten sind ohne Zusätze und Chemikalien auf natürliche Weise gegen Witterung und Schimmel resistent. Das Naturprodukt Kork hat darüber hinaus sehr gute Dämmwerte und absorbiert sogar die Tropfgeräusche bei Regen.
Beim Bau des Korkenzieherhauses wurde auf Kleber und Bauschäume verzichtet. Neben den dämmenden Korkplatten wurden Holzfaser- und Zellulose-Dämmstoffe verwendet. Feuchtigkeit absorbierende Materialien wie Holz oder Gipsfaseroberflächen mit diffusionsoffenen Anstrichen sorgen für ein natürliches Raumklima. Das KfW 55-Haus kommt so ohne Lüftungsanlage aus. Durch ein Schichtenspeichersystem, das durch die im Dach integrierte Solarthermie unterstützt wird, ist die Wärmeversorgung des Hauses nahezu autark.
www.rundzwei.de
Wohnfläche: 251,8 m²
Grundstücksgröße: 575 m²
Bauzeit: 05/2017–06/2018
Bauweise: WU-Betonsockel und Holztafelbau EG-Dach
Energiekonzept: Solarthermie mit Schichtenspeicher
Fotos:
Gui Rebelo
www.guirebelo.com
(Erschienen in CUBE Berlin 04|18)
Architekten:
rundzwei Architekten
www.rundzwei.de
Zimmerei (Holzbau, Korkfassade):
Holzbau Johannsen
www.johannsen-holzbau.de
Korkfassade:
Ziro
www.ziro.de
Fenster, Türen:
Hans Timm Fensterbau
www.timm-fensterbau.de
Stampfbeton:
Caerus Construction
www.caerus-construction.de
Pool:
Pool & Saunashop Seeigel
www.schwimmbecken-seeigel.de
Malerei:
Marotzke Malerbetrieb
www.marotzke.de
Einbauelemente, Küche:
Dirk Rothe Tischlerei
www.tischlereirothe.de
Elektro:
Isik Elektrotechnik
www.imd-isik.de
Sonnenschutz:
Jalousie-Center Katsch
www.jalousie-center-katsch.de
Fenster:
Alco Systeme
www.alco-systeme.de
Glasfassade, Faltschiebetüren:
Schüco
www.schueco.com
Kamin:
Spartherm Feuerungstechnik
www.spartherm.com
Markisen:
Warema Renkhoff
www.warema.de