Dynamisches Spiel der Kuben
Ein Einfamilienhaus in Angermund optimiert mit seiner plastischen Fassade die baurechtlichen Vorgaben
Reibungen schaden Projekten nicht unbedingt – sie sind manchmal sogar erst die Mutter stimmigerer kreativer Entwurfslösungen. Auch bei dem Einfamilienhaus, das e2 architekten aus Meerbusch für eine Bauherrenfamilie für ein Grundstück in Angermund entwarfen und realisierten, bewahrheitete sich diese Erfahrung einmal mehr. Die fünfköpfige Familie, die sich von den Architekten bereits ihr vorheriges Heim umbauen ließ, wünschte sich ein Haus, das alle gemeinschaftlichen Aufenthaltsräume zum Garten hin orientiert und öffnet. Zudem sollten die Eltern- und Kinderbereiche klar voneinander getrennt und alles in eine wertige, gestalterisch vollendete Backsteinfassade gekleidet sein.
So nachvollziehbar und plausibel die Bauherrenwünsche – so schwierig gestaltete sich allerdings die Entwurfsplanung. Für das Grundstück, auf dem ein zunächst rückzubauender Vorgänger-Bungalow stand, galten im Zusammenhang mit einem Bebauungsplan vergleichsweise strenge Vorgaben. So durfte es – wie die Nachbargrundstücke, die ebenfalls hauptsächlich mit Bungalows bebaut sind – nur mit einem Vollgeschoss besetzt werden. Zugleich ließ sich die Garage nicht isoliert vom Haus auf der Abstandsfläche anordnen, sondern musste an den Baukörper angeschlossen werden. Diese planungsrechtlichen Vorgaben mit den Raumbedürfnissen und -anforderungen der Familie zu harmonisieren und daraus einen auch ästhetisch prägnanten Baukörper zu entwerfen, wurde zur kniffligen Herausforderung für die Architekten. Geradezu quadratzentimeterweise wurde das große Ringen um die Baurücksprünge von Erd- und Obergeschoss, Voll- und Staffelgeschoss beim Entwurf praktiziert.
Entstanden ist ein mehrgliedriges Gebäude, das zur Straße hin durch sein minimalistisches Spiel ineinander verschränkter Kuben geprägt ist und dadurch eine dynamische Ansicht erhält. Der massive rotbraune Klinker unterstreicht dabei die plastische Gliederung der Einzelkörper, fügt sie aber auch optisch zu einem Ensemble zusammen, in das sich auch der Garagenbaukörper wie selbstverständlich integriert. Der Grundriss wurde nach den Himmelsrichtungen optimiert: So finden sich alle Nebennutzungen wie Garderobe, Badezimmer sowie die einläufige Treppe zur nördlichen Straßenseite hin orientiert. Küche-, Wohn- und Essbereich öffnen sich dagegen direkt zur Südseite über eine breite transparente Aluminium-Fensterfront in den Garten. Die Hebeschiebeelemente lassen sich weiträumig zur Terrasse öffnen und sind mit äußeren Sonnenschutz-Raffstores versehen. Das obere Staffelgeschoss wird komplett von den Kinderzimmern und einem Gemeinschaftsbad eingenommen, das Elternschlafzimmer mit Bad befindet sich im Erdgeschoss. Das Untergeschoss beherbergt neben verschiedenen Nebenräumen auch ein direkt belichtetes Arbeits- und Gästezimmer. Insgesamt ergibt sich so etwa 230 m² Wohnnutzfläche, die über eine geothermische Heizungsanlage effizient beheizt und gekühlt werden kann – ganz reibungslos.
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|20)