Schmalhans
Ein Einfamilienhaus weiß die extremen Gegebenheiten des Grundstücks für sich zu nutzen
Ein sehr schmales Restgrundstück in südwestlicher Hanglage, mit einem unverbaubaren Ausblick Richtung Schwäbische Alb, bot die Möglichkeit den Wunsch nach einem eigenen Zuhause zu verwirklichen. Das Grundstück galt als nicht bebaubar, da die Vorgaben aus dem Bebauungsplan und eine schräg verlaufende Baugrenze die Außenmaße des Baukörpers auf eine maximale Breite von 4,20 bis 5,10 Meter einschränken. Vom gewohnten Raumprogramm bzw. Raumzuordnungen musste man also abweichen. Auch übliche Raumproportionen wurden hinterfragt und neu interpretiert. Entsprechend passten die Architekten dhs die Raumhöhen so an die Gegebenheiten an, dass mit einer Split-Level-Bauweise gearbeitet werden konnte.
Das teilunterkellerte Haus auf 117 m² (inklusive Terrasse), in Holzrahmenbauweise mit Brettstapeldecken, ruht auf einer Stahlbetonbodenplatte bzw. der Teilunterkellerung am Hang. Auf der Eingangsebene befinden sich hangseitig einerseits Nebenräume mit extrem niedriger Raumhöhe und andererseits ein überhoher Raum für Küche und Essplatz. Dieser Raum öffnet sich dann auch über große Glasflächen zum Garten hin. Die Treppenkonstruktion aus gewachstem Rohstahl prägt im Zusammenspiel mit dem Luftraum als zentrales Element die Mitte des Gebäudes und vermittelt ein Gefühl von Großzügigkeit.
In der Eingangsebene liegt ein geschliffener und geseifter Estrichboden, die restlichen Bodenflächen wurden mit gesägten und ebenfalls nur geseiften Eschendielen ausgelegt. Hangseitig sind in den oberen Geschossen abgeschlossene Zimmer angeordnet. Kaum sichtbare Türkonstruktionen schließen die Zimmer zu den schmalen Galerien hin ab. Talseits befindet sich der Wohnraum unter schrägem Dach mit einer herrlichen Aussicht Richtung Schwäbische Alb. Die Öffnungen in der Gebäudehülle sind den örtlichen Gegebenheiten angepasst und gewähren mal mehr oder mal weniger Einblick. Die Außenhülle ist den Bauteilen entsprechend optimiert und die sehr schlanken Außenwände werden durch die große Dachfläche energetisch kompensiert. Große Glasflächen unterstützen das Energiekonzept. Eine Wärmepumpe, betrieben über die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, sorgt für Heizungswärme und Warmwasser. Die langsam vergrauende Fassade aus sägerauem Tannenholz wird sich im Farbton allmählich an die grauen Aluminiumfenster anpassen. Das Holz ist behandelt und wird über eine Kombination aus Silizium und Kalium durch Verkieselung geschützt.
Fotos:
architekten dhs
(Erschienen in CUBE Stuttgart 03|23)