Villa im zeitlosen Look
Sichtbeton als gestalterisches und atmosphärisches Element
Im stark nachverdichteten Obermenzing macht diese zeitlos moderne Villa mit ausdrucksstarker Kubatur auf sich aufmerksam. Das neue Zuhause für eine Familie, auf einem Grundstück in geborgener Lage in zweiter Reihe gelegen, zeichnet sich durch eine zurückhaltende Material- und Formensprache aus. Als Baumaterial hatten die Bauherren von Anbeginn an Beton favorisiert. Das Münchner Architekturbüro Hartman setzte dieses im Rahmen eines Direktauftrags sinnlich in Szene, so wie es sich die Bauherrschaft gewünscht hatte.
Es war schwer und leicht zugleich, eine Architektursprache für diese Bauaufgabe zu finden, denn das Umfeld, eine reine Wohngegend, ist baulich absolut inhomogen, was dem Entwurf sozusagen keine Grenzen setzte. Entstanden ist ein kubisches, jedoch – durch Vor- und Rücksprünge der Kubatur – variantenreiches Gebäude. Streng und dennoch einladend präsentiert sich die Villa auch durch den aufwändigen Edelkratzputz ihrer Fassade. Auf dem knapp 1.000 m² großen Grundstück nimmt die bebaute Fläche etwa die Hälfte ein, sodass genügend Platz zum Vorderhaus bleibt sowie für einen großzügigen Garten auf der Rückseite, der an einen städtischen Grünstreifen – die so genannte Erdbeerwiese – grenzt, der nicht bebaut werden darf. Der Grünzug bildet eine Schneise zwischen Obermenzing und Untermenzing und fungiert als Klimaschneise. Er soll nach den Wünschen einer Bürgerinitiative zu einem öffentlichen Park umgestaltet werden.
Die Vorderfront des Hauses ist als klassische Lochfassade ausgebildet. Bewusst zurückhaltend gesetzten Fensteröffnungen verleihen dem Gebäude einen fast schon verschlossenen Charakter. Als Kontrast hierzu öffnet sich das Haus gartenseitig über die gesamte Breite der Wohnräume, mit einer großflächigen, raumhohen Fensterfront, im wahrsten Sinn des Wortes ins Grüne. Sichtbeton bestimmte auch im Innern die Gestaltung. Aufgrund seiner Klarheit und elegant-noblen Wirkung gehörte es zum Entwurf, das Material der Wahl bewußt als sinnlich erfahrbares Gestaltungselement einzusetzen. Zentral im Haus angeordnet, erstreckt es sich über alle Geschosse und integriert als Kern auch Treppen und den Kamin im Erdgeschoss. Die Verteilung der Räume folgt dem klassischen Muster: Im Anschluss an einen zweigeschossigen Eingangsbereich folgt der halböffentliche Bereich mit Kochen, Essen und Entspannen in einer Polsterlandschaft. Die privaten Räume liegen im Obergeschoss – das Elternschlafzimmer mit Masterbad und Ankleide sowie die Kinderzimmer, ebenfalls mit Bad. Die Energieversorgung und Heizung werden zu einem großen Teil durch Geothermie und eine Grundwasser-Wärmepumpe gewährleistet. Das Projekt nahm inklusive Planung und Realisierung insgesamt drei Jahre in Anspruch. Da nur eine schmale Zufahrt von knapp drei Metern auf das rückwärtige Grundstück führte, bedeutete das gewisse Schwierigkeiten für das Baugeschehen, die jedoch erfolgreich gemeistert werden konnten.
Fotos:
Jonathan Sage
www.jonathansage.de
(Erschienen in CUBE München 01|25)