Ein Haus mit Turnhalle
Traditionell und modern – Einfamilienhaus im Bayerischen Wald
Aus der Ferne wirkt dieser Neubau wie ein glattgeschliffener Findling – er liegt in der weichen Hügellandschaft des Bayerischen Waldes an einen Hang geschmiegt und wurde unter erschwerten Baubedingungen errichtet. Entworfen hat das Gebäude das Studio Tobias Hofmann aus Passau. Ein Paar mit Kindern hatte ihn für den Bau eines Einfamilienhauses engagiert. Das Besondere: Sie wünschten sich zusätzlich eine eigene Turnhalle zum täglichen Gebrauch. Das Hanggrundstück fällt nach Süden hin ab. Von diesem Standort aus bietet sich eine beeindruckende Fern- und Nahsicht: Im Vordergrund idyllische Weiher, ein bewaldeter Hügelkamm und eine kleine Wallfahrtskapelle im Tal – dahinter ein schier endloses Panorama der „Waldbuckelwelten“.
Der Architekt ordnete die beiden Volumina so an, dass sie gemeinsam einen kleinen Innenhof bilden und Turnhalle und Wohnhaus über unterschiedliche Blickachsen miteinander verbunden sind. Die beiden Hausteile, die sich hangabwärts orientieren, werden auch über das querstehende Dachgeschoss im Norden und die eingehängte Terrasse im Süden verbunden, was eine monolithische Form erzeugt. Die Dachneigungen zeichnen serpentinenartig die Hangneigung nach und spiegeln dabei die typisch prägende Landschaft des Bayrischen Waldes mit seinen gegenläufigen Linien der Hügelkämme. Die etwas abgesetzte Garage schirmt das Wohnhaus zur Straße hin ab und drückt sich gegen den Hang. Dadurch entsteht ein kleiner geschützter Hof zum Skaten und Spielen für die Kinder. Über diesen Hof erfolgen auch die Zufahrt und der Zugang zum Haus. Innen sind Turnhalle und Wohnhaus über den zentralen Eingangsbereich miteinander verbunden. Der auf das Notwendigste reduzierte offene Wohnbereich öffnet sich großzügig zur weiten Landschaft. Die Fenster im Koch- und Essbereich ermöglichen gezielte Blicke in die Turnhalle und auf die kleine Wallfahrtskapelle. Fast alle anderen Räume befinden sich im Gartengeschoss und orientieren sich zu der von der Turnhalle überdeckten Terrasse. Im Dachgeschoss befinden sich lediglich zwei kleine Büros und eine Dachterrasse, auf der man in den Sommermonaten lange die Abendsonne genießen kann. Die Grundrissstruktur ist geprägt von klassisch modernen und traditionellen Einflüssen. Traditionelle Elemente, wie „Haus“ (Flez) und Stube treffen auf moderne Elemente, wie offenes Wohnen und lichtdurchflutete Räume. Die hybride Bauweise aus Beton und Holz ist ebenfalls eine Reminiszenz an die typische Bautradition der Region. Selbst die verkohlte Lärchenholzfassade, die eher in Japan ihren Ursprung hat, schafft Bezüge zur regionalen Bautradition. Auch im Bayerischen Wald war das Prinzip des Schwärzens von Holzoberflächen zum Schutz des Holzes lange bekannt. Es wurde erst in jüngster Zeit durch den Einsatz von industriellem Teer langsam verdrängt.
Fotos:
Manuel Kreuzer
www.studio095.de
(Erschienen in CUBE München 01|23)