Leichtigkeit hinter reduzierter Fassade
Neues Wohnhaus in grünem Münchner Wohnviertel Sendling
Bilder erzählen oft mehr als Worte: So verhält es sich auch beim Verwandlungsprozess eines Eckgrundstücks, auf dem ein Siedlungshaus aus den 1980er-Jahren stand, das nicht mehr zu erhalten war und nun als zeitgemäßer Neubau wieder entstanden ist. Vergrößert, verjüngt, modern – unfassbar verwandelt. Architekt Thomas Metzner war durch eine Empfehlung mit den Besitzern des Grundstücks und deren Neubauplänen in Kontakt gekommen. Es handelt sich um ein großzügiges Grundstück, wie fast überall in den gartenstadtartigen Stadtteilen am Rande der Großstadt: Einfamilienhäuser vorn an der Straße und dahinter ein noch größerer Gartenanteil.
Das neue Haus in Sendling steht auf einem Eckgrundstück einer Zeile mit einheitlicher Gestaltung: Ein- oder Zweifamilienhäuser mit Garten – ein reines Wohnviertel. Der Aufbau des würfelförmigen, unterkellerten Einfamilienhauses ist klassisch: Wohnen im Erdgeschoss, Schlafen im 1. Obergeschoss. Der primäre Wunsch der Bauherren war Licht und Klarheit. Die Details sollten in ihrer Oberfläche absolut perfekt sein, fugenlos und glatt. Eigentlich wäre ein Flachdach gewünscht gewesen, aber die Gestaltungssatzung für dieses Viertel sah ein Satteldach vor. Der Architekt analysierte zunächst die Gegebenheiten vor Ort: Von wo komme ich her, wie verläuft die Sonne, wo gibt es besondere Ausblicke? Wo sind die Stärken, was macht den Ort einzigartig? Das war die Matrix. Darüber legte Metzner die Wünsche des Bauherren, das Raumprogramm, die Materialien, die zum Einsatz kommen sollten sowie gestalterische Vorstellungen der Auftraggeber. Über mehrere Abstimmungsrunden wurde geplant, verworfen, umgeplant und wieder von vorn begonnen. Das Ergebnis dürfte die Wunschvorstellungen teilweise sogar übertreffen: Die Fassade des aus Ziegelwänden und Betondecken gebauten Hauses ist in einem dezenten Grau wie eine einzige Fläche verputzt. Eine gleichfarbige Mauer, ein Relikt des Altbestandes, grenzt das Grundstück auf der Vorderseite zur Straße hin ab. Seitlich schützt eine mannshohe Hecke vor Einblicken. Dunkle, fast schwarze Metalltore bilden den Eingang zum Fahrrad- und Geräteschuppen und zum Haus. Die Eingangstür ist aus hellem Kastanienholz, das das Grau konterkariert. In die Giebelseiten ist ein rechteckiges „Lesefenster“ integriert. Man erkennt die breite Sitzfläche innen, außen wird es umrahmt von einem schwarzen Holzrahmen mit tiefer Laibung. Die übrigen Fenster sind kleiner, teils schmal und hoch oder quadratisch. An den Seiten sind die Fenster bündig in die Fassade eingesetzt und ebenfalls schwarz umrahmt. Im Garten ist noch Platz für einen länglichen Pool und eine Terrasse. Im Erdgeschoss waren die Statiker gefordert, denn das Haus muss hier ohne tragende Innenwände oder Stützen auskommen. So hängt die Decke quasi an den Innenwänden des Obergeschosses. In diesem Bereich wird das Erdgeschoss über Eck zum Glashaus – raumhohe Fenster und Schiebetüren öffnen das sonst eher geschlossene Gebäude zum Garten und Pool hin. In diesem „gläsernen“ Bereich wird gewohnt, gegessen und in einer maßgeschneiderten Küche von Wiedemann gekocht. Eine weitere Besonderheit ist, dass das gesamte Haus – von der Haustechnik im Keller bis zum Elternbereich im Dachgeschoss – einen geglätteten Zementestrich als Fußboden hat. Und zuletzt das Sahnehäubchen im Untergeschoss: Ein Wellnessbereich, gefliest mit bunten marokkanischen Kacheln, wie sie überall im Haus häufig vorkommen.
Fotos:
Oliver Jaist
www.oliverjaist.com
(Erschienen in CUBE München 02|21)