Hochhaus am Stiel

Das Deutschlandfunk-Hochhaus im Marienburger Norden ist nun ein Denkmal

Anfang diesen Jahres – pünktlich zum 30. Geburtstag der Deutschlandradio-Sendergruppe – wurde es publik: Das Deutschlandfunkhaus am Raderberggürtel hat einen Eintrag in die Denkmalliste gefunden – samt seinem Kammermusiksaal. Das in den einschlägigen Architekturführern bisher eher selten besprochene Gebäude wird wegen seiner modernen Konstruktionsweise aber auch als Zeugnis der Mediengeschichte künftig als Denkmal gelistet.

 1969 wurde das Gebäude nach Plänen des Architekten Gerhard Weber (1909–86) entworfen. Dieser hatte sich in der Nachkriegszeit vor allem einen Namen mit dem Bau des Nationaltheaters in Mannheim gemacht, verantwortete aber 1957 auch die Planung des brutalistischen Kernreaktors „Atomei“ am Forschungscampus Garching – als erstem Berufungsauftrag seiner neuen Professur an der TU München. Der Architekt, der vor 1933 am Bauhaus bei Mies van der Rohe studiert hatte, entwickelte ein Gebäudeensemble aus einem ursprünglich 21-geschossig geplanten, am Ende 15-geschossig ausgeführten Hochhaus, das mit einem dreigeschossigen Sockelbau verknüpft ist, der sich um den zentralen Erschließungskern herum gruppiert. Während sich auf den Hochhausetagen die verschiedenen Redaktionen verteilen, sind in dem breit gelagerten Flachbau, der sich dank der Verringerung der Geschosse klar als Einheit über dem Sockel abzeichnet, Verwaltung und Studiotechnik konzentriert – samt einem großen, öffentlich zugänglichen Kammermusiksaal, der wegen seiner guten Akustik beliebt ist. Schon von weitem sticht die Hängekonstruktion des Hochhauses ins Auge, die der Architekt in Kooperation mit Fritz Leonhardt umsetzte – einem Ingenieur, der sich bereits durch seine hängenden Brückenkonstruktionen in Köln, Düsseldorf und anderswo einen Namen für innovative Tragwerke gemacht hatte. Die Baustelle muss ein echtes Bauspektakel gewesen sein: Auf dem rund 100 Meter hohen Erschließungskern aus Beton folgte die Montage des oberen Kopftragwerkes, das mit markanten Schräghängern aus Stahl am Kern fixiert wurde. Die Deckenplatten der Etagen wurden vor Ort gegossen und mit einer Hydraulik abgesenkt, um dann mit betonummantelten Stahlseilen vom oberen Tragwerk abgehängt zu werden. Mit dem entsprechend auf der Baustelle von oben nach unten realisierten „Hochhaus am Stiel“ erübrigte sich ein aufwendiges Gerüst. Aber auch die ästhetische Fernwirkung dieser Konstruktion war nicht zu unterschätzen: Durch die auskragenden Aufhängungen erhielt das Hochhaus eine markante Dachkrone, die ihm innerhalb der Stadtsilhouette einen besonderen Landmarken-Charakter verleiht. Gerade nach dem Rückbau des benachbarten Deutsche-Welle-Hochhauses vor einigen Jahren kommt das zur Geltung. Heute kaum noch vorstellbar: Nach einer Bauzeit von nur vier Jahren erfolgte bereits im Sommer 1978 die Fertigstellung des Komplexes. Am 18.2.1979 konnte dann auch schon die erste, am Standort produzierte Nachrichtensendung über den Äther gehen. 

Zählte das 102 Meter hohe Hochhaus zumindest kurzzeitig zu den höchsten Gebäuden der Bundesrepublik, machte es in letzter Zeit vor allem als Sanierungsprojekt von sich reden. Das vor Jahren bereits entwickelte Sanierungskonzept muss nun denkmalgerecht überarbeitet werden: Bis 2034 sind Investitionen von voraussichtlich rund 188,5 Millionen Euro notwendig, um das Haus, in dem heute rund 500 Mitarbeitende beschäftigt sind, samt seiner technischen Anlagen wieder auf Stand zu bringen und als Landmark der Medienstadt zu erhalten.

www.deutschlandfunk

Fotos:

Deutschlandradio
Deutschlandradio – Markus Bollen
Deutschlandradio/ Thomas Kujawinski
Deutschlandradio/ Uli Imsiepen-Barth
Deutschlandradio/ Hans-Jürgen Wirth
Annika Pesch
Ludwig Rink

(Erschienen in CUBE Köln Bonn 01|24)

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