Nachhaltig in der Natur
Ein Haus in der Eifel fokussiert sich auf das Wesentliche – ressourcenschonend und ortsverbunden
Die Sehnsucht nach Natur hat unter Großstädtern nicht zuletzt seit den Pandemiejahren eine neue Konjunktur erfahren. Den Kölner Architekten Kai Matzak zog es schon davor aufs Land. Allerdings waren die Vielzahl der besichtigten Bestandsbauten in der Eifel meistens zu groß für die Raumbedürfnisse der Familie – und warum Flächen heizen und bewirtschaften, die am Ende nie genutzt werden? Nach langer Grundstückssuche bot sich 45 Autominuten von der Kölner Südstadt im Eifelörtchen Marmagen endlich eine Gelegenheit: Auf einem 500 m² großen Grundstück in Ortsrandlage entstand nach Entwürfen des Architekten in zehn Monaten Bauzeit das „Refugio75“ – ein nachhaltig gebautes, zu allen Jahreszeiten bewohnbares Refugium, maßgeschneidert auf 75 m² Wohnnutzfläche, mit idyllischer Aussicht auf eine Pferdekoppel und vorhandenem, beim Bau vollständig erhaltenen Baumbestand.
Barrierefrei auf einer Ebene liegt ein großzügiger Koch-, Ess- und Wohnbereich, der zur Terrasse über die ganze Breite mit einer Schiebeglasfront zu öffnen ist. Zwei Schlafräume, ein kleines Homeoffice und das Bad schließen sich im hinteren Teil des Gebäudes an. Alle hausnahen Außenflächen werden von einem großen Pultdach überragt: So lässt sich jeder Raum nach außen flexibel erweitern, zugleich können die südwärts liegenden Räume im Sommer ausreichend verschattet und die Lärchenholzfenster rundum vor Niederschlag geschützt werden. Während die Wetterseite sich dem Wind zusätzlich durch eine Garage verschließt, liegt der Eingang auf der windabgewandten Süd-Ostseite: Der großzügig überdachte Außenraum kann dabei flexibel als Carport oder wettergeschützter Vielzweckfreiraum genutzt werden.
Die horizontale Ausrichtung des Baus zieht sich formal durch alle Elemente – vom Dach über die durchgängige Linie der Stahlträger bis hin zu Natursteinformat und Fensterteilung. Alle Materialien wurden dabei in Sichtqualität verbaut und sind bewusst aus regionaler Produktion: Der tragende Bimsstein aus dem Neuwieder Becken wurde mit lokal verfügbarem Weibener-Tuff-Naturstein ohne eine zusätzliche Kunststoffdämmung im Trassmörtel verschalt – solide und zugleich ressourcenschonend mit geringem Energieaufwand in der Produktion und im Recycling. Dazu wurden auf Terrasse und Außenbereichen Mendiger Lavabasaltplatten verlegt mit versickerungsoffenen Fugen im Trass-Monokorn. Das Dach ist mit langlebigen Zinkscharen ohne Vorbewitterung gedeckt – die natürliche Patina ergibt sich nach einem Winter ganz natürlich. Im Innenbereich dominiert geöltes Holz den Raumeindruck: Küchenzeile und Einbauregale wurden in heller Birke ausgeführt, der Boden mit robusten Eichendielen belegt. Das Bad kontrastiert dazu mit grauem Schiefer. Für die Wärmeerzeugung genügt schließlich eine kleine Wärmepumpe für die Fußbodenheizung, die von einem norwegischen Scheitholzofen unterstützt wird.
Fotos:
Dorit Werheid
www.picsandplan.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 04|22)