Behutsame Metamorphose
Ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in Ehrenfeld setzt auch auf erneuerbare Energien
Die Ziele von Denkmalschutz und energetischer Sanierung gelten oft als unvereinbar. Tatsächlich gibt es aber auch Projekte, die das Gegenteil beweisen. So ist es dem Kölner Architekturbüro HPA+ gelungen ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in Köln-Ehrenfeld so umzubauen, dass ein modernes offenes Wohnen in historischen Räumlichkeiten möglich wird und erneuerbare Energien maßgeblich zur Klimabilanz des Gebäudes beitragen.
Das 1909 vom Architekten Rudolf Brovot errichtete, zweiachsige und zweigeschossige Wohnhaus mit Giebelgeschoss sollte zum Domizil einer fünfköpfigen Familie umgebaut und energetisch ertüchtigt werden. Die Bauherren wünschten sich ein offenes modernes Raumkonzept, das den historischen Charakter des Hauses erhält und bewusst in Szene setzt. Während im Erdgeschoss Küche- und Wohnbereiche angesiedelt wurden, sollte das erste Geschoss ganz den drei Kindern, die zweite Etage den Eltern und der neu auszubauende Spitzboden Bürozwecken zur Verfügung stehen. Nur in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt ließen sich dabei Veränderungen an der Aufteilung und Raumabfolge vornehmen: Statt wie sonst üblich Wände komplett zu entfernen, wurden nur punktuelle Wanddurchbrüche vorgenommen oder Binnenverglasungen integriert, durch die Blickbeziehungen zwischen den Räumen entstanden. Im offenen Wohn-, Koch und Essbereich schreiben zudem die unterschiedlichen, erhaltenen und feinfühlig aufgearbeiteten Bodenbeläge die historischen Zonierungen weiter fort. Die alte Dachbodentreppe konnte durch eine neue, skulptural geschwungene Wendeltreppe ersetzt werden, die an die wiederaufgearbeitete denkmalgeschützte Holztreppe mit gedrechseltem Geländer anknüpft. Der dafür notwendige Deckendurchbruch und großzügige Dachflächenfenster zur Entfluchtung ermöglichen zugleich eine bessere Belichtung des Treppenhauses bis in das Erdgeschoss. Als Teil eines größeren Ensembles spiegelt das Wohnhaus die ursprüngliche Straßenbebauung des in der Bauzeit angelegten neuen Stadtteils „Neu-Ehrenfeld“ wieder. Entsprechend mussten auch die Fassaden- und Vorgartengestaltung auf die Nachbarhäuser abgestimmt sein. Ein zwischenzeitlich entfernter Balkon wurde an der Gartenseite des Hauses wiederhergestellt. Um die Hülle des Gebäudes energetisch zu ertüchtigen, stimmte das Denkmalamt dem Austausch der Fenster zu, allerdings nur unter der Bedingung, dass diese authentisch nachgebaut werden. Um das Haus nachhaltiger als bisher zu beheizen, wurde eine Luftwärmepumpe installiert, deren Strombedarf aus einer PV-Anlage bestritten wird. Weil die Module sich in die Dachziegel integrieren lassen, war die Untere Denkmalbehörde bereit die Anlage zu genehmigen. Damit wird zum ersten Mal in Köln auch ein Baudenkmal mit PV-Strom versorgt.
Fotos:
Detlef Podehl
www.podehl.com
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 02|24)