Von innen nach außen fließend
Ein Wohnhaus verbindet sich mit der Landschaft zu einem Erlebnisraum
Das Bauherrenehepaar, das zuvor einige Jahre in einer der größten europäischen Metropolen gelebt hatte, wünschte sich einen neuen Lebensmittelpunkt, der Arbeiten von zuhause sowie Wohnraum als Ruhe- und Rückzugsort nahtlos miteinander verbindet. Am Rande eines verkehrsgünstig gelegenen Dorfes im Oberbergischen Land fand sich auf einer Anhöhe mit Weitblick ein Grundstück, idyllisch umgeben von Kuh- und Pferdeweiden. Grotegut Architekten aus Bonn haben dafür ein eingeschossiges Wohnhaus geplant, das auf unnötige Anbauten verzichtet und Terrassen, Pool, Gartenhaus und Carport mit dem Wohnbereich geschickt zu einem skulpturalen Ganzen verbindet.
Aus der Perspektive des Dorfes gibt sich der Neubau zurückhaltend und verschlossen. Nach Süd-Osten orientiert zentrieren die großen Fensterfronten den Blick in die weitläufige Landschaft und lenken so die Aufmerksamkeit weg vom heterogenen Dorfbild. Die klare äußere Kubatur des Hauses hebt sich bescheiden von der Nachbarbebauung ab. Das vorgesehene Baufenster wurde bewusst nicht vollständig ausgenutzt: Nicht Maximierung der Flächen, sondern Bedarf und Angemessenheit standen im Fokus der Entwurfsidee. Den Mittelpunkt des Hauses bildet ein großzügiger Wohn-Koch- und Essbereich, der durch einen Dachausschnitt über der Küche den Blick nach oben öffnet und den Raum weitet. Ein halboffener Arbeitsbereich und der private Trakt mit Ankleide, Schlafzimmer und Masterbad mit freistehender Wanne schließen sich an. Sie schaffen eine harmonische Einheit mit dem Außenbereich, der von einem Sportpool begrenzt wird. Die weitspannende Dachkonstruktion, die aus einer auf gemauerten Wandscheiben ruhenden Brettstapeldecke besteht, unterstreicht den Eindruck eines nahtlosen Überganges zusätzlich. Der Grundriss ist dabei so flexibel gestaltet, dass auf sich wandelnde Anforderungen leicht reagiert werden kann: So lässt sich etwa der vordere Teil des Gebäudes durch das Ergänzen einer einzigen Wand in eine Einliegerwohnung umnutzen. Auch eine spätere barrierefreie Wohnsituation wurde mitgedacht und umgesetzt. Auf die energetische Herausforderung eines beheizten Sportpools wurde mit einer großzügigen Geothermieanlage und einer 200 m² großen PV-Anlage reagiert. Im Kombination mit einer Wärmepumpe kann damit der Wärmebedarf für das gesamte Gebäude und den Pool gedeckt werden. In den Sommermonaten kühlt die Fußbodenheizung die Räume herunter und wärmt die Geothermie wieder auf, so dass am Ende ein Kreislauf mit neutraler Energiebilanz steht.
Fotos:
Andrea Dingeldein
www.andreadingeldein.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 03|24)