Natur als Bühne für die Kunst
Einzigartiger Skulpturenpark am Isarhochufer
Der Gründer des Wort & Bild Verlags, Rolf Becker, schuf nicht nur ein ganzes Imperium von Zeitschriften im Gesundheitswesen, allen voran die „Apotheken Umschau“, sondern er brachte als Krönung seines Schaffens auch noch seinen Lebenstraum, einen Skulpturenpark, auf den Weg. Er war ein großer Kunstliebhaber, Sammler und Mäzen. Die Vollendung seines Traums konnte er selbst leider nicht mehr erleben – er verstarb 2014 im Alter von 94 Jahren. Vier Jahre später, 2018, war der Park fertig: Ein ganz besonderer Ort – mitten in Baierbrunn, direkt am Isarhochufer, 8 m steil abfallend von den Verlagsgebäuden oben an der Straße, zerklüftet wie eine wilde Landschaft mit „Kunststationen“ hier und da – zum Verweilen und Betrachten.
Die Landschaftsarchitektin Adelheid Gräfin Schönborn wurde damit beauftragt, die Gartenanlage so zu gestalten, dass jede der gezeigten Skulpturen an ihrem Ort eigens inszeniert wird. In langen Überlegungen im Vorfeld musste erst geklärt werden, wem der erste Rang gebührt – der Kunst oder der Natur. Schließlich befand man, die Pflanzen haben hier der Kunst zu dienen, um deren Wirkung besonders in Szene zu setzen. Und einen weiteren Wunsch sollte Adelheid von Schönborn erfüllen: Rolf Becker hatte sich gewünscht, es möge immer etwas blühen, bevorzugt in Blau und Weiß.
Zunächst musste allerdings das Gelände erschlossen werden. Eine Durchwegung ist nun so gestaltet, dass zu beiden Seiten des Gartens eine Natursteintreppe aus Kelheimer Auerkalk im sanften Beige hinab- und wieder hinaufführt. Beide münden in einen kleinen Platz, auf dem die Skulpturen von vier Tänzerinnen aus weiß patinierter Bronze von George Segal einen Kreis bilden. Dies ist auch der Blick vom neuen Kammermusiksaal aus, der gewissermaßen in den Hügel hineingebaut wurde und wo man durch eine 20 m breite gläserne Wand den Blick zum Park hin genießen kann.
Drei hohe Eichen, mussten versetzt werden, um die Sichtlinien nicht zu stören. An Bäumen kamen lediglich ein paar Tulpenbäume hinzu, die hoch wachsen und zur Raumbildung beitragen. Einige Sträucher und Wildblumenwiesen dazwischen, blau-violette Katzenminze, Hortensien, Glyzinien – und immer wieder Kunst: Um jede Biegung wird man von einem weiteren Kunstwerk überrascht – insgesamt stehen hier 14 Skulpturen renommierter Künstler.
Zu Beginn, bevor man in die Tiefen des Parks hinabsteigt, passiert man „Ludwigs Dream“, ein überdimensionierter Kopf aus Metall-Noten von Jaume Plensa, der wohl darstellen soll, wie die Musik in Beethovens Kopf entstand. Lebensgroße Hirsche aus Aluminium von Paolo Grassino oder eine „Schreitende Figur“ der polnischen Künstlerin Magdalena Abakanowicz sind zu sehen und sehr schön passt sich auch „Der Wolkenvermesser“ von Jan Fabre ein. Hochglanzpoliert, wie die Skulptur ist, spiegelt sich darin die umgebende üppige Vegetation.
Fotos:
Philipp Schönborn
www.philippschoenborn.de
(Erschienen in CUBE München 03|20)