Bringt Farbe ins Leben
Buntes Wohnen im neuen Hofmark-Viertel in Milbertshofen
Unter dem Label „Hofmark am Olympiapark“ entstand bis 2023 ein neues Stadtviertel mit fünf Baufeldern, deren Objektplanungen auf vier Architekturbüros verteilt waren. Das Quartier umfasst neben Büros und einer Kita 215 Wohnungen, wovon etwa ein Drittel sozial gefördert sind. Hofmark ist eine Bezeichnung für Ländereien, die entweder in kirchlichem oder in adligem Besitz waren. Der Begriff kann bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden. Hier in Milbertshofen hat er sich erhalten, obwohl es in jüngerer Vergangenheit gewerblich genutzt worden war. Das Grundstück im Norden Münchens wird von der Moosacher Straße gen Norden, der Preussenstraße im Süden und im Westen von der Lerchenauer Straße begrenzt. Die ursprünglich nur jenseits des Petuelrings ansässigen Bayerischen Motorenwerke dehnten sich im Laufe der Jahre mit ihren Produktionsstätten südlich des Mittleren Rings aus und bilden so die östliche Begrenzung des Baufeldes.
Robert Meyer und Tobias Karlhuber Architekten gewannen im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung den 1. Preis für vier Wohngebäude auf dem Baufeld 2 mit insgesamt 172 Wohnungen plus Tiefgarage. Das starke gestalterische Element sind die in Kammputz ausgeführten Brüstungsbänder in Verbindung mit den auskragenden Balkonen mit ihren markanten Schrägen als seitlichen Abschluss. Das Zickzack-Motiv ist eine Referenz an Zahnräder von Motorgetrieben und die industriell geprägte Nachbarschaft des Quartiers. Die Balkone sind teilweise versetzt angeordnet und lockern so die rigiden Gebäudevolumina des vorgegebenen Städtebaus auf.
Ein weiteres gestalterisches Moment ist die intensive Farbigkeit der Putzfassaden, die enorm angenehm wirkt und das gesamte Viertel optisch aufwertet. Bei den Farben fiel die Wahl auf ein unaufgeregtes Lindgrün und als Kontrast dazu auf ein zurückhaltendes dunkles Rot. Durch den Komplementärkontrast entsteht eine erhöhte Farb- und Lichtwirkung, da sich die Farben im Zusammenspiel gegenseitig steigern. Durch gestaffelte Geschosse mit Rücksprüngen werden nutzbare Dachflächen gewonnen. Zur Erschließung der einzelnen Gebäude dienen in den Baukörpern B, C und D Doppelhelix-Treppenhäuser – jeweils zwei ineinander verschränkte Treppenhäuser auf nahezu der Grundfläche einer normalen Treppe. Auf diese Weise hat jedes Gebäude zwei Fluchtwege und es kann auf Anleiterflächen für die Feuerwehr im Innenhof verzichtet werden. So bleibt die weitläufige Grünanlage, das Herzstück des dicht bebauten Areals, unangetastet und bietet Bewohner:innen eine hohe Aufenthaltsqualität.
Fotos:
Sebastian Schels
www.schels.net
(Erschienen in CUBE München 02|24)