Haus mit Charakter
Einheit von Garten, Natur und Architektur
Ein weiteres „Traumhaus“, wenn man es so nennen will, hat der Architekt Stephan Maria Lang in Gräfelfing erschaffen. Umgeben von Gründerzeit-Villen entstand ein Einfamilienhaus, das tatsächlich wirkt, als sei es aus dem Boden heraus gewachsen. Das längliche Grundstück mit Ost-West-Ausrichtung gab die Planung eines schlanken Gebäude vor, das sich lediglich zur Straße hin etwas erweitert. Der Baukörper bildet eine stilisierte T-Form. Eine mächtige Hainbuche musste zwingend erhalten werden, sodass der Architekt gezwungen war, seinen Entwurf um den Baum herum zu entwickeln. Eine weitere Herausforderung war, im Gebäude das Raumprogramm für eine siebenköpfige Familie unterzubringen. Das Ergebnis des Entwurfs scheint von der Formensprache der kalifornischen Moderne inspiriert. Zwei Materialien bestimmen das äussere Erscheinungsbild: Holzschindeln und Kupfer – beide altern ästhetisch und werden einander farblich immer ähnlicher. Sie verleihen dem Haus einen völlig eigenständigen Charakter. Es gibt leichte Dachüberstände, die die Schindeln vor allzu viel Regen und Nässe schützen. Ganz wesentlich war es dem Architekten auch, dass dieses Haus nicht wie ein Schuhkarton anmutet. Es verfügt über Nischen, Ecken und versteckte Rückzugsorte, die das Aussen mit dem Inneren verbinden. Einzelne Teile des Baukörpers sind niedriger, manche höher oder wirken wie ineienander gestapelt. Ein überdachter Eingang führt ins Innere, das durch einen Lichtraum über beide Stockwerke hinweg zusätzlich erhellt wird. Die hölzerne Treppe mit einer Wange aus Rohstahl führt nach oben in die Ruheräume. Vier Kinderzimmer reihen sich aneinander, dazu gehören zwei Bäder und zwei WCs. Der anschliessende Elternbereich ist bei Bedarf vollkommen abtrennbar. Beide Bereiche sind übert eine Brücke verbunden, die mit ihren eingebauten Schränken gleichzeitig als Kleiderkammer fungiert. An das Elternschlafzimmer schließt sich ein überdachter Balkon an, der auch innen mit Schindeln verkleidet ist. Im Erdgeschoss – dem Wohnbereich – bildet die Küche samt Essplatz des Herz des Hauses. Hier gibt es bodentiefe Schiebefenster und der Innenraum geht nahtlos in den Aussenraum über. Auch draussen gibt es im Schatten der Hainbuche einen zweiten Essplatz auf Biergartenkieseln. Das Wohnzimmer zum Entspannen oder gemütlichem Beisammensein liegt 50 Zentimeter tiefer. So entsteht der Eindruck von Geborgenheit in einer freundlichen Oase. Auch hier können die großen Fenster beiseite geschoben werden und man fühlt sich wie mitten in der Natur. Die breiten Fenstersimse bieten sich als zusätzliche Sitzgelegenheiten an. In der kalten Jahreszeit schafft ein Kamin zwischen Küche und Wohnzimmer behagliche Wärme. Bei diesem sehr gelungenen und bereits ausgezeichneten Bauwerk wurde, wie bei Stephan Maria Lang üblich, auch der Garten vom Architekten gestaltet.
Wohnfläche: 310 m²
Grundstücksgröße: 900 m²
Bauzeit: 2016–2018
Bauweise: Massivbau mit Schindel-Kupferbekleidung
Energiekonzept: Niedrigenergiekonzept mit Solarunterstützung
Fotos:
Sebastian Kolm
Hans Kreye
www.kreye.org
(Erschienen in CUBE München 03|23)