Keiner hat‘s gemerkt
Ein Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren in Bochum wurde behutsam renoviert
Ein solches Einfamilienhaus mit einem eingewachsenen Garten war der Traum einer vierköpfigen Familie. Sie entdeckte diese, in Bochum-Langendreer gelegene kleine Pretiose in einem Immobilienvermarktungsforum. „Nur streichen und einziehen“ wurde dort geworben. Es ist dann doch etwas umfangreicher geworden, wie Ole Wetterich verrät, dessen Architekturbüro Typ A. Architektenteam das Haus mit Blick auf Budget, energetische Maßnahmen und die Wünsche der Bauherrenschaft modernisierte.
„Wir sind dankbar, wenn wir schon beim ersten oder zweiten Besichtigungstermin mit eingeschaltet werden. Bauherren gehen schnell und zu Recht sehr emotional in solche Besichtigungen, wir schauen schon auf etwaige Möglichkeiten für Weiterentwicklungen“, weist Ole Wetterich hin. Da die Heizungs- und Sanitäranlagen sowie die Elektrik noch aus dem Ursprungsjahr stammten, wurden die technischen Anlagen umfassend erneuert. Der angestrebte Energieeinsparstandard eines Effizienzhauses 50 EE wurde durch Dämmung, eine Luft-Wärmepumpe sowie eine geregelte Lüftungsanlage erreicht. Außerdem wurde eine PV-Anlage installiert. Der Wunsch der Familie nach einem kommunikativen, offenen Haus für vier konnte durch Eingriffe in den Grundriss erreicht werden. Die tragende massive durchlaufende Mittelwand spielt nun mit neu gesetzten Öffnungen. Ein großer Durchbruch zur Küche und klar gesetzte hohe Durchgänge in den großzügigen Eingangsbereich erweitern den Wohnraum und lassen immer wieder spannende Durchblicke zu. Ein großes Sitzfenster ergänzt den Essbereich und gibt einen traumhaften Blick in den Garten frei, der durch eine große Schiebetür von der dem Esszimmer angeschlossenen Küche aus erreichbar ist. Um das Eichenparkett im Erdgeschoss zu erhalten, das nach der Aufarbeitung in neuem Glanz erstrahlt, wurde auf eine Fußbodenheizung verzichtet. Ein neu eingebrachter Spachtel-Bodenbelag liegt nun vis-à-vis neben dem Fischgrät-Parkett, so dass der alte und neue Grundriss ablesbar sind. Im offenen, reduziert gehaltenen Eingangsbereich führt die ursprüngliche Massivholztreppe zu den oberen Geschossen, in denen zwei Kinderzimmer, ein Kinderbad sowie ein Arbeitszimmer verortet sind. Auch der Wäscheschacht, den sich die Bauherren vom Obergeschoss bis in den Keller wünschten, konnte realisiert werden. „Er hat uns entwurflich zwar unsere gerade Linie durchkreuzt, aber letztlich steht der Nutzen für die Familie im Vordergrund“, beschreibt Ole Wetterich die ausgehandelten Kompromisse. Eine neue Treppe, teils vom Schreiner und teils vom Schlosser gefertigt, verbindet als Erlebnismöbel über eine Galerie das Elternschlafzimmer sowie das Elternbad mit den Wohnbereichen und schafft so eine offene Kommunikation über alle Etagen.
Fotos:
Jannis Wiebusch
www.janniswiebusch.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 04|24)