Kleiner Grund – großer Wurf
Ein Einfamilienhaus stellt die klassische Innenaufteilung auf den Kopf
Erst die Wohnebene, darüber die Privaträume wie Schlaf- und Kinderzimmer sowie Bäder. So stellt sich klassischerweise die Aufteilung eines Hauses dar. Nicht jedoch bei Kai Binnewies. Der Architekt und zugleich Bauherr hat sein Reich für die eigene Familie teilweise auf den Kopf gestellt und mit seinem pfiffigen Haus auf kleinem Grund weit über seinen Wohnort hinaus sowie im Kollegenkreis viel Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren.
Um ein Grundstück nahe Münster zu ergattern, muss man das Glück auf seiner Seite haben. Kai Binnewies hat lange gesucht und ganze 385 m² Glück schließlich im ehemaligen Garten eines Mehrfamilienhauses gefunden. Die nach Norden abschüssige Hanglage und die komplexen Vorgaben des Bebauungsplans forderten den Architekten vielfach heraus. Sowohl Kubatur und Dachneigung als auch das Baumaterial waren festgelegt. Das fertige Gebäude ist, wie in der Region üblich, mit einer Fassade aus Klinker versehen, der Sockel indes lässt Beton sichtbar werden und die Stirnseiten überraschen mit einer Verglasung, die für Lichtdurchflutung im offen gestalteten Satteldachhaus sorgt und ihm gleichzeitig die gewünschte Modernität verleiht. Für die Ausführungsplanung holte sich Binnewies seinen ehemaligen Arbeitskollegen Jörgen Dreher ins Boot. Eine gute Entscheidung, denn die fruchtbare Teamarbeit spiegelt sich in vielen Details im Gebäude wider. Der schönste Raum, befanden beide, solle oben positioniert werden. Anstelle eines Spitzbodens ist so ein doppelgeschossiger Wohnraum entstanden.
Aufgrund der Hanglage spielt sich das Wohnen auf 157 m² Wohnfläche auf fünf Ebenen ab. Unten befinden sich das Elternschlafzimmer nebst Bad. Die Eingangsebene ist das Reich der Kinder mit eigenem Bad sowie Zugang zum rückwärtig gelegenen Garten aus beiden Kinderzimmern. Dieser Bereich ließe sich später ohne großen Aufwand zu einer Einliegerwohnung abtrennen. In der darüber liegenden Ebene ist die offene Küche angesiedelt, die über eine Treppe ebenfalls Zugang zum Garten hat. Unmittelbar über der Küche befindet sich noch ein kleiner Rückzugsort zum Arbeiten. Das verbindende Element von der Küche zum nur wenige Stufen höher befindlichen Wohnzimmer bildet ein geschosshoher Tunnelkamin, der sich sowohl zur Küche als auch zum Wohnzimmer hin öffnet. Diese Sonderanfertigung ist nicht nur optisch ein Highlight, sie trägt zudem maßgeblich zum Heizen des Hauses bei. Mit geeignetem und trocken gelagertem Holz lässt sich auf diese Weise ökologisch, effizient und gemütlich Wärme erzeugen. Komplettiert wird der zentrale Holzofen durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Ein Wow-Effekt stellt sich beim Betreten des Wohnraums ein. Dank seiner Höhe bis zum Dachfirst, den verglasten Giebeln und dem filigranen Geländer wirkt er ausgesprochen großzügig und einladend.
www.kai-binnewies.de
www.joergendreher.de
Fotos:
Kai Binnewies
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 02|21)