Zusammen ist man nicht allein
In Essen-Katernberg ist eine Wohnanlage für ambulante Pflege entstanden
Zukunftsgerichtete Wohnkonzepte sind gefragt. Insbesondere Menschen, die alters- oder krankheitsbedingt auf ambulante Pflege angewiesen sind, suchen Alternativen zur Pflege zu Hause. Der Essener Pflegedienst Humanitas, mit Sitz im alten Stellwerk auf Zollverein, hat diesen Bedarf erkannt und kürzlich mit der RevierResidenz eine Einrichtung eröffnet, die diese Menschen aus der häuslichen Isolation heraus, in die Gemeinschaft integriert und ihnen gleichzeitig Raum für Privatsphäre bietet. Dafür stehen rund 1.550 m² Wohnfläche zur Verfügung, die auf zweieinhalb Etagen verteilt sind, 24 Zimmer, Gemeinschaftsflächen und einen Bereich für Kurzzeitbetreuung vorhalten. Aufbauend auf der Entwurfsplanung eines Architekturbüros übernahmen Backes Architekten aus Essen inmitten der bereits begonnenen Bauphase die Aufgabe, den Neubau mit seinen komplexen Anforderungen zu einem positiven Ende zu führen. Wenn der Architekt und Bausachverständige Jens Backes nach der größten Herausforderung gefragt wird, muss er nicht lange suchen. „Bei einer solchen Einrichtung, in der sich Menschen mit Einschränkungen befinden, gilt es unzählige Vorgaben zu beachten, damit im Falle eines Falles ausreichend Zeit für eine Evakuierung von gehbehinderten oder bettlägerigen Bewohnern bleibt.
Der Brandschutz spielt daher eine wesentliche Rolle“, betont er und zeigt anhand des Gebäudes einige Details dazu auf. Eine Voraussetzung ist beispielsweise eine schwer entflammbare Fassade, die ausreichend lange einem möglichen Feuer widersteht. Eine Holzfassade ist daher tabu, es sei denn sie wird, wie bei der hier vorhandenen Rombusschalung aus Lärche, mit einer mehrschichtig aufgetragenen Spezialfarbe versehen. Das zarte Beige harmoniert mit der ansonsten weißen, mineralisch gedämmten Putzfassade. Die gesetzlich vorgeschriebenen Außentreppentürme hat ein Schlosser aus Rees entwickelt und passgenau geliefert. Jedem Zimmer ist ein Balkon oder eine Terrasse zugeteilt. Die beiden Wohnetagen sind in Anlehnung an den Bergbau in „Untertage“ und „Übertage“ benannt. Vom großzügigen Wohnflur, der mit angegliederter Küche auch als Begegnungsstätte dient, führen breite Flure zu den einzelnen Zimmern, die mit je 17 m², einem barrierefreien Bad und eigenen Balkonen oder Terrassen private Rückzugsräume sind. Die Böden sind aus rutschfestem und strapazierfähigem Industrievinyl in Eichendekor, und die Schwarz-weiß-Fotografien mit Ruhrgebietsmotiven sollen Erinnerungen wecken. Im Staffelgeschoss befinden sich die Räumlichkeiten für Tagesbesucher mit Gemeinschaftsraum und offener Küche sowie Dachterrasse, Therapie- und Ruheräumen, wie dem Snoezelenraum, der durch Lichtquellen in verschiedene Farben getaucht werden kann. Auch das Türkis des Pflegedienst-Logos ist im Haus präsent, etwa im Aufzug, im Treppenhaus und in der Polsterung des Mobiliars.
Fotos:
Claudia Anders
www.anders.ruhr.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 01|23)