Selbstverständliche Eleganz
Der neu gestaltete Garten eines Wohnhauses aus den 1950er-Jahren ergibt ein stimmiges Bild
Erwirbt jemand ein Bestandsgebäude, wird zunächst meist alle Energie in den Wohnraum gesteckt, um eigene Vorstellungen vom Wohnen und erforderliche Modernisierungen umzusetzen. So erging es auch den Besitzern eines Einfamilienhauses in Bochum. Sie modernisierten ihr Haus, das die selbstbewusste Architektursprache der 1950er-Jahre widerspiegelt, und nahmen kleinere Grundrissänderungen vor. Die Fassade des Gebäudes blieb derweil unverändert, und der Garten mit einer zu kleinen und unebenen Terrasse sowie abfallenden Geländehöhen wurde nur pflegerischen Maßnahmen unterzogen. Bis nach gut zehn Jahren auch die Stunde des Gartens schlagen sollte.
Grundsätzliche Ordnung in den Garten bringen und alles ein wenig „hübscher machen“ war der Wunsch, den Ole Wetterich vom Typ A. Architektenteam in die Praxis umsetzten sollte. Betrachtet man das Ergebnis, so ist ihm dies gelungen. Mehr noch, der Garten passt sich der Architektur des Hauses perfekt an, wirkt, als sei er schon immer da gewesen und bereichert das Domizil um ein Freiluft-Wohnzimmer mit Terrasse, Pool und Pooldeck. Der gewachsene Baumbestand und neu hinzugekommene Stauden und Gräser setzen das rund 843 m² große Grundstück zu jeder Jahreszeit in Szene. Die Grundstruktur des Gebäudes wurde bereits in den 1980er-Jahren angepasst und der ursprüngliche Eingang zum Nebenraum der Treppe umfunktioniert. Das Haus wird seitdem durch den seitlich gelegenen ehemaligen Bediensteteneingang betreten. Um dem ursprünglichen Zugang seine Bedeutung zurückzugeben, wurden die bewachsenen Flächen davor freigeschnitten und der Eingang zur Straße hin geöffnet. Ein inszenierter Zugang durch blühende Stauden und im Wind wiegende Gräser stellt nun den Auftakt zu Neuem im alten Gefüge dar. Pergolarahmen bilden und fassen zugleich den Raum und übernehmen je nach Standort verschiedene Funktionen: mal mit geschlossenem Feld als Vordach über der Haustür, mit Querholm als Haltepunkt für Markisen oder mit geschlossenen Seitenteilen als Technikraum für den Pool. Durch geschicktes Integrieren der Tragstruktur scheinen die Rahmen in ihrem strahlenden Grün über den Dingen zu schweben. Nicht weniger raumprägend bilden das großzügige Staudenbeet sowie der der Terrasse vorgelagerte Pool das Herzstück des Gartens und erweitern das anliegende Wohnzimmer neben der Terrasse um ein weiteres Element. Das verschiebbare und begehbare Pooldeck bietet eine zusätzliche Liegefläche am Beckenrand und Schutz vor ungewolltem Bad. Mit seinem neuen sandig-grauen Anstrich mit weiß abgesetzten Faschenrahmen, dem warmen Grau der Bodenplatten sowie dem kräftigen Grün der Pergolen ergibt sich ein elegantes Gesamtbild.
Fotos:
Sebastian Kautz
www.sebastiankautz.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 01|25)