Klar, ruhig, minimalistisch
Eine Riedberg-Villa verbindet ablesbare Volumen zu einem harmonischen Ganzen
Wie sich architektonische Vorgaben eines städtebaulichen Gesamtkonzeptes und individuelle Wünsche der Bauherren vereinbaren lassen, zeigt eine Villa auf dem Frankfurter Riedberg von Yuen Architekten. Bei dem Neubau haben sich Architekt und Bauherren über zwei Konventionen hinweggesetzt und so eine großzügige Wohlfühloase geschaffen: klar, ruhig und minimalistisch. Kerngedanke bei dem neuen Quartier mit 30 Villen auf dem Riedberg ist das Stilmittel der „additiven Bauweise“. Weitere bauliche Vorgaben waren u. a. die rechteckige Grundform und in das Gebäude integrierte Garagen. Nebenanlagen wie Müllabstellraum und Fahrradabstellplätze werden ebenfalls architektonisch in das Gesamtkonzept integriert. Zehn Architekturbüros wurden im Auswahlverfahren prämiert. Eines war davon Yuen Architekten.
Neben den baurechtlichen Vorgaben entstand die Idee zu dem Haus durch intensive Gespräche der Architekten mit den Bauherrn, die klare Vorstellungen hatten, wie ihr neues Heim sein sollte und sich bereits intensiv mit minimalistischer und japanischer Architektur auseinandergesetzt hatten. „Mit Herrn Yuen haben wir exakt einen Architekten gefunden, der auf unsere Wünsche und Formensprache eingestiegen ist“, so die Bauherren, die sich ein Wohnhaus mit klarer, geradliniger und ruhiger Formensprache wünschten. Das Gebäude setzt sich dabei aus drei ablesbaren Volumen zusammen, die auf unterschiedlicher Weise miteinander im Verhältnis stehen und ein harmonisches Ganzes schaffen. Gezielte Vor- und Rücksprünge, das Aufsitzen, Umgreifen oder Verschränken einzelner Gebäudeteile miteinander sind gewünschte formgebende Gestaltungsmittel.
Die zur Straße gelegene Vorderseite hat dabei ein ruhiges und geschlossenes Erscheinungsbild und kommt praktisch ohne „richtiges“ Fenster aus. Auf der Rückseite hingegen schenken große Glasfronten einen fantastischen Blick auf die Frankfurter Skyline. Diese Aussicht war auch der Grund dafür, dass die Bauherren die Wohnräume – anders als üblich – im Obergeschoss des Hauses platzieren ließen. So entstand im Obergeschoss eine sehr helle Wohnlandschaft mit Loftcharakter, die die öffentlichen Bereiche Wohnzimmer, Küche und Esszimmer aber auch das Elternschlafzimmer aufnimmt. Arbeitszimmer, Kinderzimmer und weitere Nebenräume hingegen siedelte der Architekt im Erdgeschoss an. Ein Atrium mit Baum im Obergeschoss ist das Herzstück des Hauses, um das sich die Aufenthaltsräume gruppieren. Dieser Bereich unter freiem Himmel ist nicht nur geschützt, in Verbindung mit den senkrechten Fassadenlamellen wirft er auch Licht- und Schattenspiele in die Wohnräume.
Konsequenterweise fällt auch die Treppe etwas aus dem Rahmen. Statt die Stahltreppe möglichst raumsparend und dezent an einer Seite unterzubringen, wurde sie geradlinige und durchaus raumnehmend zentral positioniert. Sie weist geradewegs den Gang zu den öffentlichen Räumen, da sie Ankommende direkt ins Obergeschoss zieht, und erzeugt zudem eine angenehme Spannung zu den weiß gestalteten Wänden der Villa.
Wohnfläche: 325 m²
Grundstücksgröße: 611 m²
Bauzeit: 12 Monate
Bauweise: Holzrahmenbauweise, Keller in Massivbauweise
Energiekonzept: Fernwärme, Wohnraumlüftung, Regenzisterne, extensive Dachbegrünung
Fotos:
Boris Crull
www.photobo.de
(Erschienen in CUBE Frankfurt 04|21)