Vielschichtiger Monolith
Eine Friedhofskapelle in Monheim kreiert einen ausdrucksvollen Trauerraum
Friedhofskapellen befinden sich nicht selten in einem traurigen Sanierungszustand. So war es auch mit der Kapelle auf dem kommunalen Friedhof in Monheim-Baumberg: pbundl architekten aus Köln wurden im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung gebeten eine Konzeptstudie für einen Ersatzbau für das viel zu kleine Gebäude zu entwerfen, die mit einer Neuordnung der Funktionen einhergehen sollte. Der Entwurf überzeugte sowohl die Verwaltung als auch die Mäzenatin – eine engagierte Monheimer Bürgerin, deren Spende den Neubau erst möglich gemacht hatte. Das fertiggestellte Gebäude wirkt als monolithischer Solitär und durch seine Raumdramaturgie. Durch die integrale Einbindung von Kunst am Bau sind dabei ausdrucksvolle Schnittstellen zum Außenraum entstanden.
Um mehr Fläche für die eigentliche Friedhofskapelle zu gewinnen, wurden Lagerräume und WCs in ein separates Funktionsgebäude ausgelagert, das zugleich eine dreidimensionale Mauer zum umliegenden Straßenraum bildet. Über eine neue Erschließung wird die als Solitär errichtete Kapelle erreicht – beide Gebäude sind dabei in gleicher Materialität und doch unterschiedlicher handwerklicher Ausprägung ausgeführt. Die Fassade der Kapelle wurde dabei so konzipiert, dass sich kein homogener, sondern ein schichtweiser Aufbau verschiedener Stein- und Verbandsarten zeigt – vor allem um einen eher etwas fragmentierten, erzählerischen Ausdruck zu schaffen. Ausgangspunkt der Kapelle ist der niedrige, überdachte Eingangsbereich, der von einer Galerie überkragt wird. Die punktgelagerten Holztüren lassen sich komplett um 90 Grad öffnen, so dass sich – unterstrichen durch die durchgehende Natursteinplattierung – ein Kontinuum zwischen Innen und Außen ergibt. Von hier aus gelangt man in den hohen Luftraum des Hauptschiffes, das von einer Reihung seitlicher Obergaden belichtet sowie einer Deckenkonstruktion aus Holzbindern und akustisch wirksamen Holzlamellen überspannt wird. Der hintere Kapellenbereich, der der Sarg- und Urnenaufbahrung dient, erhält durch eine Aufweitung in der Decke und eine indirekte Belichtung über eine nicht sichtbare Fensteröffnung einen besonderen Akzent. Nach Westen öffnet sich der Kapellenraum in ein angegliedertes Seitenschiff, durch dessen Filtermauerwerk sanftes Licht fällt. Der Innenraum der Kapelle erhält durch die homogene Wandverkleidung mit Eichenholz, in die auch die Türelemente integriert sind, und die darüberliegenden Putzflächen eine klare reduzierte Gliederung. Diese wird durch die künstliche Belichtung mit Pendel- und Einbauleuchten unterstrichen. Auf der Ostseite sorgt eine Wand dafür, dass der Treppenaufgang zur Galerie über dem Eingangsbereich verborgen bleibt. Von dort aus werden weitere Lagerräume erreicht. Vor allem besticht die Galerie aber durch ihre ausdrucksvolle Fensterfront, die vom Düsseldorfer Künstler Frank Weidenbach wie eine atmosphärische Wolke gestaltet wurde.
Fotos:
Marcus Schwier
marcusschwier.net
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|23)