Fliessender Altbaucharme
Ein großbürgerliches Wohnhaus in Düsseltal besticht durch seine transparente Offenheit
Das über 100-jährige Stadthaus in der Grunerstraße stammt aus dem Jahr 1909 und zählt zu den wenigen Wohnbauten in der Stadt, die noch vor dem Ersten Weltkrieg in Eisenbeton-Bauweise errichtet wurden. Dabei hat es sich seine charakteristische Fassadenansicht mit einer breit gezogenen Dachgaube und dem darauf aufgesetzten Dreiecksgiebel bewahrt. Ein Kunstauktionator, der das Haus für seine Familie mit Kindern erworben hatte, wollte es so umbauen, dass sich im Inneren großzügig ineinanderfließende, loftartige Räume ergeben. Zugleich sollte aber der vorhandene Altbaucharme unbedingt erhalten bleiben. Das beauftragte Düsseldorfer Architekturbüro Kremmel + Budde plante einen Umbau, der beides miteinander verbindet – mit spannungsvollen Aus- und Durchblicken in den Garten und viel Raum für Kunst.
Als international tätiger Galerist und Kunstreisender hatte der Bauherr schon viel von der Welt gesehen – besonders in Erinnerung geblieben waren ihm und seiner Partnerin dabei ein Loft-Café mit transparenten Stahl-Glas-Wänden. Dieses fließende Raumerlebnis, das für das Paar zugleich Weltoffenheit und Internationalität ausdrückte, sollte zum Ausgangspunkt für den Umbau des Hauses werden. So sind auf allen drei Hauptetagen, aber auch in dem ausgebauten Gartengeschoss großzügige Räume entstanden, die ineinanderfließen und über durchgehende Blickachsen miteinander verbunden sind: Auf der im Hochparterre gelegenen Wohnetage schließt sich an das großzügige Entrée mit Holztreppe und Oberlicht ein offener Küchenbereich an. Andererseits wird von hier aus auch der Ess- und Wohnbereich erschlossen, der in einer durchgängigen Achse von der Straße bis zum Garten verläuft. Damit dieses offene Raumarrangement nutzbar ist und nicht zur Beeinträchtigung der Wohnqualität führt, sind einzelne Bereiche – etwa die Wohnküche – durch jeweils raumhoch ausgeführte, volltransparente Stahl-Glas-Türanlagen flexibel separierbar. Die anthrazitfarbenen Glasprofile der Türanlage rahmen dabei die Blickperspektiven und setzen im Zusammenspiel mit weiteren Gestaltungselementen einen starken Kontrast zu den hell gefassten Wänden und Decken. Aber auch der weitläufige, parkartige Garten mit Rasenfläche und altem Baumbestand sollte im Zuge der Umbaumaßnahme stärker als bisher ins Haus geholt werden: Dies gelang, indem auf allen Etagen einige der gartenseitigen Fensteröffnungen vergrößert wurden. Zudem wurde eine neue elegante Balkonkonstruktion an die Rückseite angegliedert, um eine teilüberdachte Sonnenterrasse im Hochparterre und zugleich Balkone in den darüber liegenden Schlaf- und Arbeitszimmern entstehen zu lassen.
Beim Innenausbau lag das Augenmerk darauf, ressourcenschonend vorzugehen und so viel wie möglich von den vorhandenen Altbau-Elementen zu erhalten. Sämtliche bestehenden Fischgrät-Eichenholzböden auf der Wohnetage und die Holzdielenböden auf den darüberliegenden Geschossebenen wurden entsprechend aufgearbeitet und neu versiegelt. Allein in den beiden Bädern – darunter das elterliche Masterbad mit freistehender Badewanne und angegliederter Ankleide im Schlafzimmer ensuite – wurde Feinsteinzeug verlegt.
In der Küche erhielt der Boden einen Belag mit modernen, grafisch ornamentierten Zementfliesen, die die kleinteilige Struktur des Parketts aufnehmen. Die Wände sind dazu auf allen Etagen glatt verputzt. Von den oftmals stuckverzierten, weiß gestrichenen Decken in einem Grauton abgesetzt, kreieren sie einen neutralen Hintergrund für die verschiedenen Kunstwerke, die die Räume beleben. Die tragende Hauptrolle spielt die Kunst aber vor allem auf dem unteren Gartengeschoss: Auf der gesamten Etage wurde hier eine kleine Galerie mit Ausstellungbereich und Büro geschaffen – mit viel natürlichem Licht, maßgefertigten Einbauten und einem integrierten Beleuchtungs- und Hängesystem für Kunstwerke.
Fotos:
ROBINÉ®, Marcel Dahlke
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 04|24)