Mehr als nur neue Wände
Umbau und Sanierung spiegeln den Wandel der Arbeitswelt und der Unternehmenskultur wider
Das siebengeschossige Gebäude mit Muschelkalkfassade an der Straße Alsterufer Ecke Alsterterrasse wurde 1931 von Rudolf Brüning als Verwaltungssitz für ein Mineralölunternehmen erbaut, das großflächige Relief neben dem Eingang erinnert noch daran. Seit 1976 ist die deutsche Unternehmenszentrale von BAT (British American Tobacco) hier ansässig. Der Name des heute denkmalgeschützten Batig-Haus leitet sich von der Dachgesellschaft des deutschen Ablegers (British American Tobacco Industrie Germany) ab.
Bereits im Jahr 2009 hatte das Architekturbüro Ratschko eine Anpassung der Gestaltung der Büros realisiert, dabei war aber die Struktur der Zellenbüros und Korridore nicht verändert worden. Der Konzern beauftragte dann im Frühjahr 2022 mehrere Büros mit einer Studie zum Um- und Ausbau des Stammhauses im Rahmen der kulturellen und strategischen Transformation des Unternehmens. Der Entwurfsansatz, mit dem das Büro Ratschko den Zuschlag erhielt, war einfach: Alles Überflüssige weg, alles Notwendige und Nützliche behalten. Die Studie des Büros kam zu dem Schluss, dass eine Modernisierung nachhaltiger, schneller und kostengünstiger ist als ein Umzug in einen Neubau – und auch ein Beitrag zur Stärkung der Identität durch den traditionsreichen Standort. Alle Etagen wurden fast vollständig auf den Rohzustand zurückgebaut, Brandabschnitte und Schleusen neu geordnet und die Haustechnik komplett erneuert. Das Ergebnis sind weitläufige, zusammenhängende Flächen mit Durchblicken über alle Achsen des Gebäudes auf insgesamt 8.500 m² Fläche. Die Neugestaltung der Arbeitswelt folgt dem „Activity Based Working“-Prinzip: flexible Büroflächen, Teamarbeitsräume, Telefonboxen, Konzentrationsarbeitsplätze, Sitzgruppen und gemütliche Alkoven – alles über kurze Laufwege erreichbar. Eine Gemeinschaftsküche und ein repräsentativer „Familientisch“ sind die ideelle Mitte jeder Etage.
Um dem abwechslungsreichen Arbeitsalltag der rund 350 Angestellten noch mehr Raum zu geben, haben die Architekt:innen zusätzlich im Empfangsbereich eine Lobby als Herzstück einer vielseitigen Konferenzetage geschaffen. Sie umfasst auch einen üppig grünen Innenhof und eine „Blackbox“, das zu einem multimedialen Auditorium umgestaltete ehemalige Rechenzentrum. Im siebten Stock, der Endetage, lädt jetzt ein Clubrestaurant mit Blick über die Außenalster ein. So wurde zeitgemäße Gestaltung mit den unterschiedlichen Erwartungen und Gewohnheiten der Belegschaft in enger Zusammenarbeit in Einklang gebracht, auch um ein über die Etagen und Nutzungen hinweg selbstverständliches Erscheinungsbild zu erzielen. Nachhaltigkeit und Langlebigkeit waren dabei zentrale Planungsprinzipien.
Fotos:
Jakob Börner
www.jakobboerner.com
(Erschienen in CUBE Hamburg 01|25)