Ein Herzensprojekt
Wie ein Friesenhof von 1746 Historie und Moderne perfekt verbindet
Insbesondere die Dörfer mit den reetgedeckten uthlandfriesischen Häusern mit ihrem typischen Zwerchgiebel entlang schmaler Straßen vermitteln ein authentisches Bild des früheren Sylts. Einem Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen liegen diese historischen Friesenhäuser sehr am Herzen, sie haben in der Vergangenheit viele solcher, meist denkmalgeschützter Objekte auf Sylt mit originalen Materialien nach alten Vorlagen wiederherrichten lassen. Jetzt haben sie in Keitum einen Hof von 1746 für sich selbst liebevoll renoviert. Er besteht aus einem denkmalgeschützten Haupthaus und einem rechtwinklig angrenzenden Nebenhaus, das früher als Scheune genutzt wurde. Dieses hatte keinen Bestandsschutz, war mehrfach verändert worden und wurde neu errichtet. Ziel des Bauherrenpaars war es, den ursprünglichen Charakter des Hofes wieder zu beleben, Neu und Alt harmonisch miteinander zu verbinden. Dazu arbeiteten sie mit einheimischen Handwerksbetrieben zusammen, die mit alten Materialien und Techniken vertraut sind. Die komplette Interior-Planung, Aufbau und Fertigstellung wurde von Yomei aus Detmold ausgeführt.
Die strenge Ortsgestaltungssatzung der Gemeinde war eine Herausforderung für alle Beteiligten, insgesamt wurden vier Bauanträge gestellt. Auch die Bauphase hielt noch so manche Überraschung bereit, z. B. mussten in das Bestandsdach aus statischen Gründen Stahlstützen eingefügt werden. Alle bauzeitlichen Holzbalken und Backsteine wurden erhalten und aufgearbeitet. Die Wände blieben schief, um den historischen Eindruck zu bewahren, im Bestandsbau sind sie verputzt, im neuen Bauteil wurden alte Steine verwendet, die aber bewusst sichtbar gelassen und nur geschlämmt wurden. Im Inneren wurde durchgängig darauf geachtet, dass im Bestandsbau ausschließlich historische Materialien in bauzeitlicher Ausformung zu verwenden, der Neubau dagegen ist von modernen Materialien und zeitgenössischer Formensprache geprägt. Der Kontrast zwischen beiden Bereichen ist immer sichtbar. Von außen betrachtet, zeigt das Gesamtensemble den Charakter von 1746. Unterstützt wird dieser Eindruck auch durch die Gestaltung des Außenraums. Zwei jahrhundertealte Eschen prägen den Garten, zudem wurde eine für die alten Sylter Höfe typische Streuobstwiese angelegt.
Im Schnittpunkt der beiden Gebäude liegt der Eingang, im Bestandshaus besticht der 70 m² große Koch- und Essbereich. Hochwertige Küchengeräte und Ausstattungsdetails erfüllen alle Wünsche. Einladende Sitzgelegenheiten ermöglichen unterschiedliche Nutzungen in kleiner oder großer Runde. Eine intime Sofainsel am freihängenden Kamin bildet ein besonderes Extra. Der gesamte Raum ist bis unter das Dach offen, die historischen Balken und die schiefen Wände prägen das Ambiente. Die doppelte Reihe der Sprossenfenster sorgt für Licht und erlaubt Ausblicke in das üppige Grün des Gartens. Im Neubau wird der 60 m² große Wohnbereich geprägt durch die beiden gegenüberliegenden, großflächigen Fensteröffnungen, eine Reminiszenz an die früheren Scheunentore. Sie lassen sich unsichtbar komplett öffnen. Das historische Friesenhaus war nicht unterkellert, im Neubau war dies aber möglich. Hier wurde der Wellnessbereich mit Indoorpool untergebracht. Im Obergeschoss des neuen Teils liegen die privaten Räume, Schlafzimmer, Ankleiden, Bäder – alles maßgeschneidert und auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt.
Die gesamte Innengestaltung lebt von den Einbauten und Lösungen von Yomei. Alles wurde perfekt auf die Räumlichkeiten abgestimmt, viele stimmige Funktionsdetails sind formal optimal eingebracht worden. Eine klare Linienführung, die deckenhohen, rahmenlosen Türen, der Verzicht auf Fußleisten und eine durchgängige Flächenbündigkeit in Kombination mit einer subtilen Farbgebung zeichnen die Gestaltung des Hauses aus. Aus der Symbiose von Funktion und Design entsteht eine zeitlose Eleganz.
Fotos:
Yomei
(Erschienen in CUBE Hamburg 03|24)