Ein echter Barmbeker Jung
Der Neubau interpretiert die Bautradition modern und repariert die städtebauliche Situation
Barmbek-Nord wurde ab 1918 zum größten Stadterweiterungsgebiet Hamburgs und planmäßig von Fritz Schumacher mit den zeittypischen Blockrandbebauungen, Schulen, Grünflächen und Hochbahnstrecken gemäß den Reformgedanken für gesunden Wohnungsbau ausgestaltet. Nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurden weite Teile in der städtebaulichen Struktur der 1920er-Jahre wieder aufgebaut.
Dieser Neubau vom Büro Planwerkeins Architektur ersetzt als Konversionsprojekt ein flaches Parkhaus aus den 1970er-Jahren durch hochwertigen Wohnungsbau und schließt damit optisch wieder den Blockrand am Hardorffsweg. Da die Nachbarbebauung abweichend zum Baustufenplan mit Abstand zu den Grundstücksgrenzen errichtet worden war, mussten auch beim Neubau Abstandsflächen zur Grundstücksgrenze berücksichtigt werden.
Das Gebäude mit fünf Vollgeschossen und allseitig zurückspringendem Staffelgeschoss fügt sich in Höhe, Baufluchten und Materialisierung harmonisch in den Kontext der angrenzenden Backsteinarchitektur ein. Seine gestaffelte Kubatur trägt der dreieckigen Grundstücksgeometrie Rechnung und gewährleistet eine optimale Süd-West Orientierung der 30 Wohnungen mit Größen zwischen 49 und 144 m². Die umlaufend eingefassten Brüstungsbänder mit reliefartigen Vorsprüngen einzelner Steinlagen gliedern das Haus horizontal und fassen Freisitze, Fenster und Wände zu einem einheitlichen Bild zusammen. Alle Wohnräume an der gestaffelten Südfassade öffnen sich mit Terrassen, Balkonen und Loggien zum gärtnerisch gestalteten, grünen Innenhof hin, die 50 Meter lange Nordfassade bildet mit einer ruhigen Lochfassade den Blockrand aus. Das erste Wohngeschoss ist als Hochparterre ausgebildet. Dies gewährleistet zum einen die nötige Privatsphäre zum Straßenniveau an der Eingangsseite und erleichtert zum anderen die Erschließung des Untergeschosses mit 21 Stellplätzen für PKW in automatischen Parkregalen. Die Lochfassaden mit gedämmter Klinkerriemchen-Verkleidung korrespondieren farblich mit den stadtbildprägenden Rotklinkerfassaden der Umgebung. Das einheitliche Öffnungsformat der bronzefarbenen Fenster sowie die durchgehende Bänderung verleihen dem Gebäudevolumen eine homogene und ruhige Ausstrahlung mit akzentuierenden Loggien als Eckausbildungen der Südfassaden.
Fotos: Rolf Otzipka
(Erschienen in CUBE Hamburg 04|24)