Wiedergewonnene Leichtigkeit
Das sanierte Schauspielhaus zeigt eine neue Offenheit zur Stadt
Das nach einem großen internationalen Wettbewerb im Jahr 1960 von 1965 bis 1970 errichtete Schauspielhaus von Bernhard Pfau bildet zusammen mit dem benachbarten Dreischeibenhaus eines der bedeutendsten Ensembles der Nachkriegsarchitektur. Der Bau, der vor allem wegen seiner organisch geschwungenen Form zu den modernen Architekturikonen gezählt wird, wurde von dem Düsseldorfer Architekturbüro ingenhoven architects umfassend saniert.
Der Architekt Bernhard Pfau (1902–89) war in den 1950er- und 1960er-Jahren gewiss einer der wichtigsten Exponenten einer modernen, weit über das Rheinland hinaus strahlenden Nachkriegsarchitektur. In Düsseldorf, wo nach dem zweiten Weltkrieg in den Bau- und Planungsbehörden zumindest anfangs ein eher konservativer, traditionalistischer Geist vorherrschte, hatte er mit seiner modernen Haltung keinen einfachen Stand. Auch später, als es darum ging, das moderne Erbe zu pflegen und zu schützen, wurden seine Leistungen oft ignoriert: Einige seiner bedeutendsten Gebäude wie das Haus der Glasindustrie unweit von Schloss Jägerhof sind bei späteren Sanierungen entstellt worden. Oder sie konnten einfach mal so abgerissen werden – wie das frühere, als Hochhaus konzipierte Studienhaus nahe des Landtages. Dieser nachlässige Umgang mit einem herausragenden modernen Architekten sollte sich bei der Sanierung des Schauspielhauses nicht wiederholen: Sensibel war mit dem architektonischen Erbe umzugehen und bei aller Anpassung an den heutigen Stand der Technik musste die denkmalgeschützte Bausubstanz umfänglich respektiert werden. Die charakteristische weiße Aluminiumfassade und das Dach – letzteres heute begrünt – sowie die publikumsrelevanten öffentlichen Bereiche samt Beleuchtung und Möblierung wurden aufwendig saniert. Zeitgenössische Ergänzungen nehmen sich in einem matten Schwarz vornehm zurück. Für die Wandverkleidung hat die niederländische Designerin Petra Blaisse charakterstarke Vorhänge entworfen, die abschirmen, aber auch verknüpfen. Die größte strukturelle Veränderung liegt in der Neukonzeption des Haupteingangs, dem Verweben von Schauspielhaus und Stadt: Während sich in Pfaus ursprünglichem Entwurf der Haupteingang am Hofgarten befand, verlegte er ihn unter Einwirkung des damaligen Baudezernenten Friedrich Tamms auf die Seite des Gustav-Gründgens-Platzes, ohne jedoch die innere Infrastruktur neu zu planen. Das nachträglich angebaute, allerdings nie so recht mit dem Gebäude verschmolzene Kassenhäuschen wurde abgerissen und durch einen luftigen Glaspavillon auf dem Gustaf-Gründgens-Platz ersetzt. Ein neuer gläserner Windfang organisiert den Haupteingang neu. Ebenso wurde das bronzierte Glas im Foyer durch Klarglas ersetzt und lässt den Blick erstmals weit durch das Gebäude bis zum Hofgarten mit seinen Magnolien schweifen.
Fotos:
HG Esch
www.hgesch.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|22)