Einfach weiterbauen
Ein altes Haus wird durch einen neuen Zubau zum Lebensabschnittsbegleiter
Bauen im Bestand gehört die Zukunft, und die hat nicht erst heute begonnen. Denn weitergebaut wurde schon immer. Auch unsere Vorfahren haben sich bereits die Bauwerke ihrer Vorfahren angeeignet und verändert. Graue Energie, die für die Errichtung von Gebäuden aufgewendet wird und daher im Bestand steckt, bleibt auf diese Weise erhalten. Zudem wird weniger neue Fläche versiegelt. Wo der Platz nicht ausreichend scheint, wird hinzugebaut. So eine Weiterentwicklung hat auch ein altes Bauernhaus erfahren, das vom Eigentümerpaar nach Jahren in der Stadt als Wohnort für den nächsten Lebensabschnitt gewählt wurde. Diese Rückkehr ins Vertraute hat das Büro Color Coordinated by Ania Korotarz mit einem hölzernen Zubau gestaltet. Dessen verglaste Giebelwand nimmt einen vom Großvater gebauten Turm in den Blick und verstärkt damit die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.
Mit seinem Steildach passt sich der Zubau den Häusern der Umgebung an und fügt sich in das gewachsene Siedlungsgebiet ein. Weit schieben sich die von Pfosten getragenen Dachsparren aus dem eigentlichen Holzrahmenbau heraus. Die Sparrenkonstruktion fächert sich zu einer Pergola auf, die die Terrasse überspannt und den Blick rahmt. Zugleich verleiht sie dem Gebäude eine überraschende Leichtigkeit, unerwartet angesichts der kräftigen Balkenquerschnitte. Auch im Inneren sind die Sparren sichtbar. In dem großen, bis in den First offenen Raum findet das Leben zwischen Herd, Esstisch und Sofa statt. Eichenholzböden zu weißen Wänden prägen das Ambiente.
Der Zugang zum Haus liegt im Bestandsgebäude, das um 1900 massiv aus Stein errichtet wurde. Ein großes Tor bildet noch heute den Eingang, der früher auch als Durchfahrt in den Garten genutzt wurde. Die kühlen Wände sind ideal, um hier die Schlafräume unterzubringen. Auf der einen Seite finden Gäste ihr Bett und Bad vor, inklusive eigenem Zugang. Hier liegt auch die Sommerküche, die selbst an heißen Tagen das Kochen erträglich macht. Im Trakt des Baupaares gibt es neben dem Schlafzimmer mit En-suite-Bad auch einen Arbeitsraum. Bei der Sanierung des alten Hausteils wurde ebenfalls Eichenholz als Bodenbelag gewählt. Nur auf stark beanspruchten Flächen und in den Bädern wurde robusteres Feinsteinzeug verlegt, das den Charme und das Flair des alten Hauses hervorhebt. Ein Bestandsgebäude zu sanieren und zu erweitern, heißt auch die Geschichte fortzuschreiben. Das zeigt sich am deutlichsten bei der Haustechnik. Bei diesem Gebäude besteht sie aus einer Wärmepumpe, die gemeinsam mit Fotovoltaikmodulen im Winter für eine warme Stube sorgt. Es muss ja nicht alles beim Alten bleiben, zumal wenn das Neue tatsächlich einen Komfortgewinn für die Bewohner:innen hervorbringt und zudem die Umwelt schont.
www.color-coordinated.at
Fotos:
Ana Barros
www.anabarros.studio
(Erschienen in CUBE Wien 02|23)
Architektur:
Color Coordinated
by Ania Korotarz
www.color-coordinated.at
Fenster, Türen, Parkett
und Sonnenschutz:
Josko
www.josko.com
Fliesen:
Marazzi
www.marazzi.de
Sanitär-Keramik:
Laufen
www.de.laufen.com
Farben:
Dulux
www.dulux.de
Armaturen:
Grohe
www.grohe.de
Schalter:
Hager
www.hager.com
Fassade:
Sto
www.sto.de