Im besten Sinne puristisch
Einfamilienhaus folgt dem Prinzip „weniger ist mehr“
Einer auf den ersten Blick klaren und stringenten Konzeption folgend, entstand ein Einfamilienhaus in Französisch Buchholz im Norden Berlins. Die Formensprache folgt dem Typus einer modernen weißen Villa mit klaren Linien und geometrischen Formen und vereint alle Kriterien dieses Baustils. Der Name des Ortsteils von Pankow „Französisch Buchholz“ mag selbst Berliner:innen fremd sein. Er geht auf die Ansiedlung von Hugenotten im 17. Jahrhundert zurück, die als Glaubensflüchtlinge aus Frankreich hierher kamen. Überwiegend Einfamilienhaussiedlungen charakterisieren diesen Stadtteil.
Im Zuge der Nachverdichtung wurde ein großes Grundstück so aufgeteilt, dass genügend Platz für diesen Neubau war. Auf dem großzügigen Terrain mit einer Fläche von knapp 1.300 m² konnte im rückwärtigen Garten sogar noch ein Pool integriert werden. Keines der Häuser in der Nachbarschaft gleicht dem anderen. In diese inhomogene Nachbarschaft mit überwiegend Satteldachhäusern platzierte das Berliner Architekturbüro Deeken seinen Entwurf als Solitär in einer ruhigen Seitenstraße. Der alte Baumbestand zur Straße hin konnte erhalten werden. Das zweigeschossige Haus mit Doppelgarage ist voll unterkellert. Der Wohn- und Essbereich sowie das Arbeits- und Gästezimmer mit Bad befinden sich im barrierefreien Erdgeschoss. Das macht ein Wohnen im Alter ohne die Nutzung von Treppen möglich. Die Schlafräume mit Bädern liegen im Obergeschoss. Die Aluminiumfenster verfügen über großzügige Schiebetüren, die sich zum Garten und die große Terrasse öffnen lassen. Vor den Schlafzimmern im Obergeschoss befindet sich eine weitere Terrasse. Die straßenseitige Erdgeschossfassade ist mit Metallpaneelen verkleidet, hinter denen sich auch die Garage verbirgt und damit unauffällig Teil des Hauses wird. Darauf liegt etwas versetzt ein leichter, hell verputzter Baukörper, der sich vollverglast zum Garten im Westen öffnet. Bei geöffneten Glas-Schiebetüren im Erdgeschoss gelangt man barrierefrei direkt in den Garten. Die Ansicht vom Pool zum Haus wirkt, als throne die weiß gerahmte „Box“ des Obergeschosses auf einem filigranen Glassockel. Raffstores sorgen oben und unten für sommerlichen Wärmeschutz. Die Fußböden und die Treppenstufen sind mit Eichenparkett belegt. Der Kamin schafft nicht nur eine angenehme Atmosphäre, sondern ist ein zusätzlicher Bestandteil der Heizung, zudem verfügt das gesamte Haus über Fußbodenheizungen, die die Räume über eine Sole-/Wasser-Wärmepumpe (Erdwärme) erwärmen und im Sommer abkühlen können. Der notwendige Strom hierfür wird über eine Photovoltaikanlage erzeugt, die auf dem Flachdach installiert ist. Das Gebäude ist außerdem mit eine mechanischen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Durch die gute Dämmung und die dreifach verglasten Fenster entspricht das Gebäude dem Status eines KfW55 Effizienzhauses. Von der Straße aus gesehen präsentiert sich das Wohnhaus geschlossener. Die schlanken, geschosshohen Metallpaneele und ein Fenster im Obergeschoss im selben Format ergeben ein elegantes Erscheinungsbild. Das Haus zählte zur Auswahl für den Berliner Architekturpreis des Jahres 2023.
Fotos:
Jens Passoth
www.passoth.de
(Erschienen in CUBE Berlin 01|25)