Vom Wald inspiriert
Nachhaltiges Bildungszentrums mit Verwaltung im Schwarzwald setzt auf das Potenzial von Holz
Die Konzeptidee zum neuen Nationalparkzentrum basiert auf der Struktur eines heimischen Urwalds, dessen wesentliches Kennzeichen das Totholz ist. Ein solcher Wald lässt sich in direkter Nähe zum Ruhestein rund um den Wildsee mit zahlreichen umgeknickten und übereinander gestapelten Baumstämmen erleben. Analogien dazu zeigt der naturbelassene Waldboden, der eine Mikrostruktur aus geschichteten Ästen ausbildet. Entsprechend gliederten die Architekten Sturm & Wartzeck das Nationalparkzentrum in einzelne Riegel, die sich im Wald stapeln. Die Analogie zum Wald wurde auch in Bezug auf Oberfläche und Materialität der Fassade fortgesetzt. Die silbergrauen Schindeln bilden die Farbigkeit und Textur der geschuppten Tannenstämme nach. Die Lage der Riegel ergibt sich aus den vielfältigen Abhängigkeiten: der Hanglage, der Nutzungsbereiche, der Besucherführung und dem vorhandenen Baumbestand. Um die Eingriffe in die Natur zu minimieren, kam der Positionierung der Gebäude eine besondere Bedeutung zu. Der größere Teil des Nationalparkzentrums mit Verwaltung, Foyer und Betrieb wurde auf einem baumfreien Bestandsplateau errichtet, während die Ausstellungsbereiche und der Skywalk teilweise freitragend in den Wald ragen. Diese Baukörper sind exakt zwischen den als besonders schützenswert bestimmten Bestandsbäumen positioniert. Die hohen Lasten werden über möglichst geringe Fundamentflächen abgetragen. Micropfahlgründungen ermöglichen eine minimale Verdichtung des Untergrundes, sodass Waldboden und Wurzelwerk weitgehend unberührt bleiben. Je nach Anforderungen wurden verschiedene Holzarten (Nadelholz, Buche) und Holzwerkstoffe (Vollholz, Brettschichtholz, Brettsperrholz, Furnierschichtholz) eingesetzt. Dabei stammt der Naturstoff vorwiegend aus heimischen Wäldern.
Ein prägendes Merkmal der Innenräume sind die vielfältigen Aus- und Durchblicke. Den zentralen Raum bildet das Foyer mit Restaurant, Terrasse und großem Panoramafenster mit Blick in den Wald. Das Foyer fungiert als Verteiler, sodass die Wechselausstellung, der Shop-Bereich, das Kino, die Dauerausstellung, der Skywalk sowie interne Zugänge zu den Werkstätten und zur Restaurantküche angebunden sind. Die Höhenstaffelung der Baukörper macht die unterschiedlichen „Stockwerke“ des Waldes erlebbar. Am Ende des Rundgangs beginnt der 65 Meter lange und frei bewitterte Skywalk. Er verbindet das Nationalparkzentrum mit dem 34 Meter hohen und um 15 Grad geneigten Aussichtsturm sowie einer frei auskragenden Aussichtsplattform. Die Turmspitze auf Höhe der Baumwipfel öffnet den Blick weit in das angrenzende Tal und in den Nationalpark.
Fotos:
Achim Birnbaum
www.achimbirnbaum.eu
(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|24)