Vom Gewerbe- zum Wohnland
Vorbildliche neue Wohnsiedlung in Feldkirchen
In Feldkirchen, einer eigenständigen Gemeinde mit circa 8.000 Einwohner:innen östlich von München, wurde im Sommer 2023 ein Gebäudeensemble mit 79 Wohnungen auf dem Gelände eines ehemaligen Raiffeisenlagers fertiggestellt. Den Wettbewerb der Gemeinde für das Bauvorhaben konnte das Münchner Architekturbüro Felix + Jonas für sich entscheiden.
Der Entwurf wies verschiedene Besonderheiten auf, die dazu beitrugen, mit dem 1. Preis abzuschneiden: Zunächst fällt die unorthodoxe freie Form der drei Baukörper auf, die nur scheinbar beliebig auf dem 6.000 m2 großen Grundstück angeordnet sind. Sie bilden in ihrer Mitte einen begrünten, mittigen Platz, der den Bewohner:innen im Aussenraum zur Verfügung steht. Weitere Aufenthaltsorte entstehen durch die Vor- und Rücksprünge des größten der drei Gebäude. Dieser im Norden gelegene Riegel ist so an der Grundstücksgrenze angeordnet, dass er Schutz gegen den Lärm der vorbeifahrenden Züge dahinter bietet. Das Spektrum des Wohnungsangebots reicht vom Einzimmerapartment bis zur großzügigen Fünfzimmerwohnung.
Das Besondere dabei ist, dass sich die Wohnformen an neuesten alternativen Entwicklungen des Zusammenlebens orientieren. Ein Schwerpunkt liegt beispielsweise auf der Fürsorge für die älteren Bürger:innen – 20 Wohnungen sind Senior:innen vorbehalten. Auch eine Clusterwohnung mit gemeinschaftlich genutzten Flächen und privaten Rückzugsräumen für bis zu sieben Mitbewohner:innen wird angeboten. Eine Lebensform, die den Studentenwohngemeinschaften abgeschaut ist und die nun im Wohnungsbauprogramm von Gemeinden angekommen ist. Alle Räume sind barrierefrei und teilweise rollstuhlgerecht und jede Wohnung verfügt über einen Balkon oder eine Terrasse. Die Energieversorgung erfolgt durch die Fernwärme einer Geothermieanlage. Zusätzliche Einrichtungen im dreiteiligen Wohnensemble sind ein Bürgercafé als Begegnungsstätte sowie eine Mittagsbetreuung für die angrenzende Grundschule. Auch die Anbindung an den ÖPNV ist günstig – der S-Bahnhof ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
Bereits bevor die Wohnanlage bezugsfertig war, war sie bereits komplett vermietet. Das einladende Erscheinungsbild verdankt das Dreierensemble seinen zweifarbig verputzten monolithischen Mauerwerkswänden, die im Sockelgeschoss in einem warmen Rostrot und in den oberen Stockwerken weiß verputzt sind. Die ebenfalls rostroten Faschen der Fenster setzen farbige Akzente. Die Flachdächer sind begrünt und dienen so als Klimapuffer und Feuchtigkeitsspeicher. Um sich der umgebenden kleinteiligen Bebauung anzupassen, sind die beiden kleineren Gebäude niedriger als der lange Riegel, so wie sich auch die Lage und die Kubaturen der drei Einzelgebäude aus der Umgebung ableiten und in Korrespondenz mit deren Achsen, Häuserkanten, Freiräumen und Plätzen treten.
Fotos:
Jonas Bloch
www.jonasbloch.de
(Erschienen in CUBE München 02|24)