Soziale Teilhabe als Programm
Das „De Flo“ in Nippes wird zum Wohn-, Arbeits- und Begegnungszentrum
Die Beschäftigungshilfe „De Flo“ ist ein vom Landschaftsverband Rheinland anerkanntes sozialpädagogisches Arbeits- und Beschäftigungsunternehmen und Teil der Wohnungslosenhilfe. Sie bietet zeitlich begrenzte Beschäftigungsprogramme für erwerbsfähige und nicht voll erwerbsgeminderte Menschen, bei denen besondere Lebensverhältnisse – seien es Alkohol- und Drogenabhängigkeit, körperliche oder psychische Beeinträchtigungen – mit besonderen sozialen Schwierigkeiten einher gehen. Der Hauptsitz der Organisation in der Florastraße in Köln-Nippes stellte mit seiner Nachkriegsarchitektur einen Sanierungsfall dar. In einem Auswahlverfahren wurde das Kölner Architekturbüro Kastner Pichler Schorn Architekten mit Sanierung und Umbau des Hauptgebäudes beauftragt. Dabei wurde die Einrichtung grundlegend neu strukturiert und eine Stadtreparatur vorgenommen.
Der Standort „De Flo“ wurde durch drei Wohngemeinschaften mit 17 Einzelzimmern und 20 Appartements für ambulantes Wohnen zu einem barrierefreien Wohnhaus erweitert. Um dabei eine größere Wirksamkeit nach außen und eine stärkere Vernetzung und Integration der Bewohner:innen in das umliegende Viertel zu erreichen, erhielt das Haus zudem eine Begegnungsstätte und ein Café – ein absolutes Novum in Köln bei der Bereitstellung von Wohnraum für Wohnungslose. Dazu kommen die schon vorher am Standort beheimateten Ladengeschäfte der Einrichtung, die sich zusammen mit dem Café in der straßenseitigen Erdgeschosszone befinden und die eingeschossigen Werkstätten hinter dem Hauptgebäude ergänzen.
Die vorhandene Gebäudestruktur konnte so umgebaut und erweitert werden, dass sich das Gebäude erstmals in den städtebaulichen Kontext einfügt. Das flexibel unterteilbare Stahlbeton-Skelett, das mit einem kostengünstigen einschaligen Mauerwerk aus statisch tragenden Dämmziegeln versehen wurde, passt sich harmonisch den Gebäudehöhen der Nachbargebäude an und schließt den Block zur Straße. Die Vielfalt der Nutzungen spiegelt sich in den Staffelungen des Baukörpers und der auffälligen Gestaltung der Fassade wider: Die kleinteilige, differenzierte Farbgebung der Fenster und der Putzfassade fügt die verschiedenen Bauteile und Nutzungen zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammen. Der durch die Baumaßnahme verkleinerte Betriebshof wird durch großzügige, intensiv begrünte Terrassen kompensiert, die auf den Flachdächern des Gebäudes entstanden sind. Sie dienen allen Hausbewohner:innen als gemeinschaftlicher Treffpunkt und Freizeitort – mit schönstem Domblick. Sowohl das maßangefertigte Wohnmobiliar als auch alle Malerarbeiten konnten durch die Eigenleistung der Werkstätten der Einrichtung durchgeführt werden. Laden- und Caféeinrichtung stammen aus dem Fundus des hauseigenen Möbelrecyclings.
Fotos:
Mia Ter Horst
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 04|24)