Preisgekrönt
Wohnquartier in Holz-Hybrid-Bauweise – in jeder Hinsicht beispielhaft ausgeführt
Um es gleich vorwegzunehmen: Die hier vorgestellte Siedlung in Berlin Weissensee wurde für ihre zukunftsweisende und nachhaltige Bauweise mit dem Bundespreis „Umwelt & Bauen“ ausgezeichnet. Das Projekt trägt den Namen „Wohnquartier Wir“. Er deutet bereits auf das erste Kriterium hin, das für die Prämierung wichtig war – die Beteiligung der Bewohner:innen. Eine Kooperation von Genossenschaft und Eigentümer:innen arbeitete gemeinsam an der Konzeption. Das Quartier besteht aus fünf 4- bis 5-geschossigen Einzelhäusern, deren Äußeres die gleiche farbige Fassadengestaltung aufweist und somit ihre Zusammengehörigkeit signalisiert. Die Berliner Architekten DeO/Deimel und Oelschläger halfen, die vielen Wünsche und Ideen in eine Form zu gießen. Beim Baugrund handelt es sich um eine ehemalige Erweiterungsfläche des jüdischen Friedhofs mit der Größe von 7.000 m². Ein zweiter Aspekt war von Anbeginn an die soziale Durchmischung der Nutzenden des Quartiers. Dadurch mussten alle erdenklichen Wohnformen mit eingeplant werden: kleine Wohnungen/große Wohnungen, Eigentums- oder Mietwohnungen, Clusterwohnungen für betreutes Wohnen und sogar Räume für eine Demenz-WG. Das Quartier umfasst nun 114 Wohneinheiten für circa 250 Bewohner:innen. Es gibt sowohl Angebote für Senior:innen als auch für die Kleinen und Jugendlichen: eine Kita, eine Werkstatt und ein Ausbildungsrestaurant. Hinzu kommen Begegnungsräume mit Schwimmbad, eine Physiotherapiepraxis, Wohnraum für Geflüchtete und Gemeinschaftsräume, die auch die Umgebung nutzen darf. Allein den Bewohner:innen vorbehalten sind zwei Dachterrassen auf den extensiv begrünten Dächern.
Das Wichtigste zum Schluss: Die Holzbausiedlung ist neben dem „Roots“ Holzhochhaus in Hamburg eines der größten Holz-Wohnbauprojekte und Bauvolumen, die hierzulande bislang in Holzbauweise ausgeführt wurden. Der Projektentwicklung war ein Planungswettbewerb vorausgegangen, den Deimel Oelschläger Architekten aus Berlin für sich verbuchen konnten. So schlugen sie Holz als Hauptbaustoff vor, der 70 Prozent der Konstruktion ausmacht. Die übrigen 30 Prozent entfallen konventionell auf Beton, doch alle anderen konstruktiven Bauteile, wie Wände, Stützen, Decken und Träger, sind größtenteils in Holzbauweise, sichtbar belassen und unbehandelt, ausgeführt worden. Die Gebäude entsprechen damit dem Standard KfW-Effizienzhaus 40. Mit dieser Hybridbauweise, in Kombination mit der in die Gebäudehülle eingebauten Lüftungsanlage und Wärmerückgewinnung, erreichen die Häuser nahezu den Standard eines Passivhauses.
Fotos:
Andrea Kroth
www.andreakroth.de
(Erschienen in CUBE Berlin 01|25)