Gemeinsam für eine Baugruppe
Erfreulich virtuos: Ein verspieltes und effizientes Ensemble für 15 Parteien
Baugruppen sind erfreulicherweise eine neue und populäre Form auf dem Baumarkt. Da in fast allen deutschen Großstädten der Wohnraum begrenzt ist, ist er es auch und erst recht in Berlin. Hier macht das Modell, gemeinsam mit anderen Wohnungssuchenden und Bauwilligen ein Gemeinschaftsprojekt auf die Beine zu stellen, absolut Sinn. Die Planung, die Finanzierung und die Aussen- und Innengestaltung und auch die Grundstückssuche erfolgen gemeinsam. Bei dem hier dargestellten Projekt handelt es sich um eine der letzten Baulücken, die es in Neukölln noch zu finden gab. In der Donaustraße, zwischen Karl-Marx-Straße und Sonnenallee, entstand ein Wohngebäude für insgesamt 15 Parteien – mit Unterstützung des Architekturbüro IFUB. Die Besonderheit dieses Architekturbüros fängt bereits beim Namen an. Versucht man auf der Webseite das Kürzel zu entziffern, ändert sich der Name – zumindest der Teil mit dem „U“, ständig. Alle Projekte des IFUB weisen irgendwelche Besonderheiten auf. Das Grundstück, das die „Baugruppe D2“ für ihr Vorhaben gefunden hatte, war sehr ungewöhnlich und schwierig zu planen. Nur ein kleiner Grundstücksteil zur Straße hin schließt den Block. Auf der Rückseite gibt es zwar viel Platz, aber nur ein langgestreckter Teil an der Westseite durfte bebaut werden. So zerfällt dieses Mehrparteienhaus in zwei Gebäudeteile. Das Vorderhaus mit seiner Fassade zur Straße hin geht leicht über Eck und greift die Giebel der Nachbargebäude auf, wodurch sich der Neubau sehr gut in seine Umgebung einfügt. Über dem abgesetzten Sockel erheben sich fünf weitere Vollgeschosse sowie ein ausgebautes Dachgeschoss. Markante Kreuzsprossenfenster betonen die holzvertäfelte Frontfassade und die genau an der Gebäudeecke sitzenden hölzernen Balkone sind so angebracht, dass sie jeweils das Dach des darunter liegenden Balkons bilden. Auch auf der Rückseite hat das Vorderhaus sonnige, nach Süden ausgerichtete Balkone. Die Wandlungsfähigkeit der Wohnungsgrundrisse war einer der wesentlichsten Parameter der Planung. Das Gartenhaus im Hinterhof wurde an die vorhandene Brandwand des Nachbarhauses angebaut. So können alle Wohnungen im Vorderhaus sowie einige im Gartenhaus geteilt oder zusammengelegt werden. Das mit Aluminium verkleidete fünfgeschossige Gebäude wurde in der Höhe gestaffelt um die Abstandsflächen einzuhalten. Diese Einschränkung wurde gleichzeitig genutzt, um Terrassen mit viel Aufenthaltsqualität nicht nur im Süden, sondern auch entlang der Ostseiten zu schaffen. Die dem Vorderhaus zugewandte Nordseite ist mit gelben, blauen und roten Klinkerriemchen verkleidet. Eine Sicherheitstreppe aus Metall schließt hier das Gebäude ab.
Fotos:
Thomas Straub
www.thomasstraub.de
(Erschienen in CUBE Berlin 02|23)