Link im Prenzelkiez
Ein schmales Wohnhaus fungiert als Verbindung zwischen zwei städtebaulichen Visionen
In zentraler Lage im Kollwitzkietz, in unmittelbarer Nähe des denkmalgeschützten Wasserturms, ist das Kunststück gelungen: ein Wohngebäude in einer Baulücke zu errichten, die gerade mal 4,8 Meter breit ist. In der Belfortstraße 4 steht nun der „Link“ – wie das Haus vom Architekten genannt wird – zwischen zwei Bestandsgebäuden aus verschiedenen Städtebauvisionen: Das Wohnhaus im Westen steht direkt an der Straße und reflektiert die Gründerzeit. Das Wohnhaus im Osten ist circa 11 Meter zurückgesetzt und spiegelt die 1960er-Jahre – und zwischen ihnen war die besagte Lücke.
Dem Berliner Architekten Jo Klein gelang es, aus diesen Voraussetzungen einen Entwurf zu kreieren, der die Herausforderungen brillant meistert. Durch die Tiefe der 17 Meter und die Breite von 4,8 Meter ergab sich eine völlig ungewöhnliche Grundfläche. Gelöst wurden die sehr guten Grundrisse durch zwei Erker in den Obergeschossen nach Norden und Osten ins Strassenland und auf das Nachbargrundstück. Hier war eine ausgetüftelte und kompakte Planung gefragt. Vor allem wurde das Treppenhaus maximal minimiert, um ein Maximum für die Wohnungen herauszuholen. Im Erdgeschoss befinden sich ein durchgesteckter Shop sowie der minimierte Hauseingang, die Treppe und der Aufzug. Die Obergeschosse eins bis sechs sind Wohnungen vorbehalten. In der fünften und sechsten Etage befindet sich eine großzügige Maisonettewohnung mit 150 m² Wohnfläche plus Dachterrasse. Sie bildet sozusagen den krönenden Abschluss des Mehrgeschosswohnungsbaus. In den Geschossen eins bis vier liegt je eine kleinere eingeschossige Wohnung. Die etwa 100 m² große Gewerbeeinheit verfügt zur Straße hin und auf der Rückseite über eine Vollverglasung und einen Zugang von der Straße und in den Garten. Um eine platzaufwändige Hofdurchfahrt zu vermeiden, wurde der Zugang zum Garten im Hof über das Untergeschoss vorgesehen. Das Treppenhaus wurde im Erdegeschoss auf das für Barrierefreiheit erforderliche Mindestmaß von 1,5 mal 1,5 Meter begrenzt. In den Obergeschossen eins bis vier hat je eine gut geschnittene Zweizimmerwohnung von ca. 70 m² Wohnfläche mit einem hofseitigen Balkon Platz. Die Wohnugen haben eine Nord-Ost- und Süd-West-Ausrichtung, sodass der Schlafbereich im Nordosten eingeplant ist und der Wohnbereich im Südwesten. Luxus pur herrscht auf dem Dach: Die Wohnräume befinden sich auf Ebene fünf und die Schlafräume sowie eine Dachterrasse dementsprechend ein Stockwerk darüber. Hier war ein Pool vorgesehen, der künftig noch realisiert werden kann. Ein Stahlbeton-Schottenbau bildet das Tragwerk des Bauwerks. Im strassenseitgen Teil löst sich dieser in einem Stahlbeton-Skelettbau auf. Die Heizung und Warmwasserbereitung erfolgen durch Fernwärme und Fußbodenheizung.
Fotos:
David von Becker
www.davidvonbecker.com
(Erschienen in CUBE Berlin 03|23)