Das gelbe Wunder
Umstrukturierung des einstigen BUFA-Geländes
Die Farbe Gelb steht für Neid. Neidisch werden hier wahrscheinlich die Nachbar:innen auf das neu-alte Bürogebäude, das hier plötzlich die Gegend erhellt. Das konnte nur dem Team von MVRDV einfallen – typisch holländisch eben. Ungewöhnlich gestaltete Würfel sind eines der Markenzeichen der Architekten aus Rotterdam. Mit ihren „gestapelten Landschaften“ für die Expo 2000 in Hanover wurden sie weltberühmt – und erst vor zwei Jahren erhielt auch München ein Würfel-Wahrzeichen im Werkviertel.
Hier tauchten die Architekten ein in die Jahre gekommenes Bürogebäude am südlichen Rand des Tempelhofes Feldes in knallgelbe Farbe. Warum nicht? Das gelbe Haus, genannt „Haus 1“ ist nur eines der Projekte, die MVRDV zusammen mit den Berliner Architekten Hirschmüller Schindele auf dem Campus der Atelier Gardens, den ehemaligen BUFA-Filmstudios, umgesetzt haben. Die Architekten verstehen das markante Eingangsgebäude als Zeichen für den dynamischen Wandel. Dem ehemaligen Bürogebäude aus den späten 1990er-Jahren wurden eine zickzackförmige Aussentreppe und ein Dachgarten hinzugefügt, der den Blick auf das Tempelhofer Feld oder über die Stadt ermöglicht. Die Treppe, die eine Erweiterung der ursprünglichen Feuertreppe darstellt, mündet in das Dach und einen dort ebenfalls errichteten Dach-Pavillon aus vorgefertigten Holzelementen. Das Campus-Gelände blickt auf eine 100-jährige Tradition als Filmgelände der BUFA zurück.
Das Erdgeschoss präsentiert sich nun als ein Coworking Space mit Café. Die übrigen Bürogeschosse wurden entkernt und flexible Grundrisse belassen, die zur freien Gestaltung zur Verfügung stehen. Beim gesamten Umbau wurde darauf geachtet, so wenig graue Energie wie möglich zu erzeugen. Möglichst alle Teile des ehemaligen Bestands wurden wiederverwendet, wie etwa die alten Türen. Geheizt wird nun, als Beitrag zur Niedrigenergie, per Fußbodenheizung, die ebenfalls neu eingebaut wurde. Ein neuer Investor möchte hier ein Medienunternehmen ansiedeln. MVRDV und HS-Architekten haben den Masterplan für das Gelände entwickelt und setzen ihn nun Stück für Stick um.
Der Campus wird transformiert als Teil einer Vision, die Nutzerbasis über Filmemacher hinaus zu erweitern, um alle Formen von „Changemakern“ einzubeziehen, wie etwa Einzelpersonen mit einem Schwerpunkt auf Klimaaktivismus und sozialer Gerechtigkeit. „Haus 1“, das gelbe Haus, ist bereits das zweite Projekt, das die Architekten gemeinsam auf dem Gelände realisiert haben. „TON 1“, ein historisches Filmstudio, war ein Jahr zuvor das erste.
Fotos:
Schnepp Renou
www.schnepp-renou.com
(Erschienen in CUBE Berlin 02|24)