Palmenwald am Gänsemarkt
Das neue Deutschlandhaus transformiert das Hamburger Kontorhaus in die Zukunft
Das sogenannte Deutschlandhaus entstand 1929 nach Plänen von Block & Hochfeld als Geschäftshaus. Mit seinen geschichteten durchlaufenden Fensterbändern gemäß des Internationalen Stils brach es mit den Konventionen des Hamburger Kontorhausbaus, nur der rote Backstein nahm die lokale Tradition auf. Berühmt machte das Gebäude vor allem der integrierte „Ufa-Palast“, mit 2.700 Sitzplätzen das seinerzeit größte Kino Europas. Ein Teil des Hauses wurde nach Kriegsschäden bereits 1949 neu errichtet, von 1979–1981 wurde die gesamte Bausubstanz erneuert, so dass es nicht unter Denkmalschutz stand. Der Entwurf für das neue Deutschlandhaus fügt sich in das stadträumliche Umfeld ein und wahrt das Ensemble mit der gegenüberliegenden Finanzdeputation von Fritz Schumacher. Aus der Historie des Ortes heraus entwickelt er eine eigene, neue Identität und beweist einmal mehr das besondere Gespür Hadi Teheranis für den Genius Loci. Im Sinne der Tradition der Hamburger Kontorhäuser entsteht ein modernes Gebäude, das den Anforderungen unserer Zeit entspricht. Das stilprägende Material Rotklinker dominiert die äußere Fassade. Flache, lange Steinformate werden dabei vertikal im freien Verband gesetzt, sie laufen in die Laibungen und schließen horizontale Brüstungen und Fensterstürze ab. Die nach oben hin kontinuierlich zunehmenden Glasanteile verleihen dem Baukörper eine fein austarierte Eleganz. Im Innern entsteht ein lichtdurchflutetes und strahlend weißes, öffentlich zugängliches, ellipsoides Atrium, überspannt von einer transparenten Dachkonstruktion. Über 35 Meter emporsteigende und sich räumlich überschneidende Innenterrassen schaffen eine faszinierende Atmosphäre und vielseitige Nutzungsmöglichkeiten für die angrenzenden Büroflächen. Umlaufende Wasserbecken und ein Palmenwald prägen das Herz des Gebäudes und stehen in bewusstem Kontrast zur urbanen Umgebung. Der Neubau für die ABG Real Estate Group umfasst Flächen für Büros, für Einzelhandel und Gastronomie im Erdgeschoss sowie 30 Wohnungen und eine Tiefgarage.
Fotos:
HG Esch
www.hgesch.de
(Erschienen in CUBE Hamburg 04|24)