Doppelhaus mit Alpenblick
Murnau ist um zwei lichtdurchflutete Domizile reicher
Die Künstlerkolonie des „Blauen Reiter“ hat es bekannt gemacht: Murnau, ein Städtchen, das zwischen Seen und ausgedehnten Moorflächen im Alpenvorland liegt und damit zu den attraktiveren Wohnorten gehört. Kein Wunder also, dass Grundstücke nicht lange auf einen Käufer warten müssen – wie auch in diesem Fall: Als das am Südhang gelegene bereits bebaute Grundstück angeboten wurde, zögerten die Bauherren die Kaufentscheidung nicht heraus und beauftragten anschließend das befreundete Büro Moosmang Architekten mit der Planung des neuen Domizils.
Da der Keller des bestehenden Gebäudes vollkommen durchnässt war, konnte der aus der Nachkriegszeit stammende Altbau nicht erhalten bleiben. Eine neue Idee musste her und sie wurde schnell gefunden: Es sollte ein Doppelhaus errichtet werden – mit dem grandiosen Alpenblick im Fokus. Um diesen nicht zu beeinträchtigen, entschieden die Bauherren, die vier Garagen auf Kellerebene in den Berg zu graben und begrünen zu lassen. Das Problem mit dem anfallenden Hang- und Schichtenwasser wurde mithilfe einer Betonwanne und einer Ringdrainage aus der Welt geschafft. Als Antwort auf das im Bebauungsplan geforderte Satteldach mit Ziegeldeckung entwickelten die Architekten eine sehr knappe, kubisch erscheinende Form. Dabei überspannt der Kubus des Obergeschosses das transparentere Erdgeschoss. Da das Haus parallel zum Hang steht, orientieren sich alle Aufenthaltsräume nach Süden in Richtung der Berge. Sämtliche Erschließungsflächen hingegen liegen konsequent im Norden. Als großzügiges Raumkontinuum präsentieren sich im Erdgeschoss die Wohn-, Koch- und Essbereiche. In das Obergeschoss führen offene Treppen. Hier befinden sich die Schlafbereiche, die in jeder Haushälfte Platz für vier Personen bieten. Lager-, Technik- und Hobbyräume im Untergeschoss ergänzen das Raumprogramm und gehen niveaugleich in die Garagenebene über. Die schlichte Kombination aus weißen Wand- sowie Deckenflächen und dem durchgängigen Bodenbelag aus grauem Feinsteinzeug lässt die relativ knappen Flächen von 139 m² Wohn- und 70 m² Nutzfläche pro Haus großzügiger wirken als sie sind. Obgleich das Doppelhaus als Lowtech-Gebäude konzipiert ist, wurde auf Wärmepumpen zur Heizungsunterstützung, eine Vorrüstung zur solaren Energiegewinnung und elektrisch gesteuerten Sonnenschutz nicht verzichtet.
Fotos:
Sebastian Arlt
www.bastiarlt.de
(Erschienen in CUBE München 01|22)