Modular im HINTERHOF
In der Kölner Südstadt erschließt ein Holzmodulbau eine Baulücke für Wohnraum
Das Potential ist auf jeden Fall da: Es liegt auf der Straße, über Parkplätzen, auf Dächern, zwischen Häusern und in Hinterhöfen. Aber wie genau können Ballungsräume angemessen, qualitätvoll und zügig nachverdichtet werden? Einen pragmatisch-einfachen Lösungsansatz führt das Wohnbauprojekt vor, das Aretz Dürr Architekten aus Köln für eine Baulücke im heterogenen Kontext eines aufgebrochenen Blockrandes, mitten im dichten Geflecht der Kölner Südstadt, entwickelt haben.
Die gut 25 Meter breite Baulücke konnte innerhalb von zehn Tagen mit 32 jeweils drei Meter breiten, vorgefertigten Holzmodulen geschlossen werden. Aufgebockt auf pfahlgegründeten Streifenfundamenten – auf eine aufwendige Betonbodenplatte mit vielen Armierungseisen wurde bewusst verzichtet – vermittelt der Baukörper zwischen den unterschiedlichen Höhen der Anrainer, schließt den Block und schafft individuelle Lebensräume im charakteristischen urbanen Gewirr von Alt und Neu. Nach Norden zum Parkplatz hin orientieren sich dabei die Schlafräume; im Süden zum Hof liegen die Wohnräume angeordnet. Eine Wohneinheit besteht dabei immer aus zwei nebeneinanderliegenden Jochen, wobei eines von ihnen die Wasserinstallationen führt. Die durch den Kontext vor Ort entstandene Grundrissfigur ermöglicht auf diese Weise vier unterschiedliche Wohngrößen in zugleich streng modularer Ordnung. Die Vielfalt steckt dabei durchaus im System: So entstehen sieben Wohnungen mit Grundflächen zwischen etwa 45 bis 85 m². Gefertigt wurden die Module aus Brettsperrholz mit vorgehängten hinterlüfteten Fassaden und hochwertigen Holz-Alu-Fenstern. Die Holzwände und -decken bleiben dabei materialsichtig – im Zusammenspiel mit einem flächig verlegten Linoleumboden entstehen Behaglichkeit und ein gesundes Wohnklima.
Der Südfassade wurde ein Stahl-Holzskelett vorgestellt, das den Sonnenschutz auf konstruktive Weise herstellt – weiterer mechanischer Verschattung bedarf es nicht. Gleichzeitig entsteht so ein Pufferraum, der Privatheit bei gleichzeitig maximaler Tagelichtversorgung bietet. Der Neubau wird über den Hof durch das vorhandene Bestandgebäude erschlossen. Hier sind auch die geforderten acht Stellplätze in einen ebenbündigen Tiefparksystem untergebracht. Auf dem niedrigeren Gebäudeteil des Neubaus schafft eine großzügige Pergola auf der intensiven Dachbegrünung einen zusätzlichen gemeinschaftlichen Außenraum. Die restlichen Dachflächen sind extensiv begrünt und wurden zur Unterstützung der Fernwärme mit einer PV-Anlage besetzt. Zwischen Grenzmauer und Neubau konnte schließlich ein kleiner privater Garten inmitten der Stadt entstehen.
Fotos:
Luca Claussen Fotografie
www.luca-claussen.de
(Erschienen in CUBE Köln 02|25)