Alt und Neu im Einklang
In Essen-Kettwig ist ein modernes Mikroquartier in historischem Umfeld entstanden
Kettwig, im äußersten Südwesten von Essen und unmittelbar an der Ruhr gelegen, ist bekannt für sein pittoreskes Stadtbild mit vielen historischen Fachwerkbauten. Während andernorts historische Bauten weichen müssen, gab es für ein dem Verfall überlassenes, denkmalgeschütztes Gebäude-Duo in Kettwig ein glückliches Ende. Es konnte saniert und sinnvoll ergänzt werden. Dafür wurden die verantwortlichen Kirchner Architekten mit dem Deutschen Wohnungsbaupreis 2020 in der Kategorie Quartierentwicklung ausgezeichnet. Aufgabe war, das heruntergekommene Gebäudeensemble im Kringsgat im Zentrum des Stadtteils zu einem eigenständigen Quartier im historischen Umfeld zu entwickeln.
Die bestehenden Gebäude wurden um einen Neubau ergänzt, wodurch ein Innenhof entstand, der das Herzstück des Duos bildet und damit einen quartiersbildenden Charakter hat. Die gesamten Baumaßnahmen fanden in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden statt. Nach eingehender Prüfung konnte das Mehrfamilienhaus im Kringsgat Nr. 4 leider nicht gerettet werden und wurde daher denkmalgerecht neu errichtet. Die Fassade des Mehrfamilienhauses wurde ohne Abweichung nach historischem Vorbild wiederhergestellt und erhielt eine Schieferverkleidung. Der Wiederaufbau fand in Massivbauweise statt, das geneigte Dach wurde mit dunkel engobierten Ziegeln eingedeckt und die neuen Holzfenster wurden mit Klappläden ausgerüstet. Bei der Restaurierung des Fachwerkhauses im Kringsgat Nr. 8 wurde die Schieferfassade zum Teil neu hergestellt. Die Holzfenster wurden in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz neu gebaut und die Fensterläden zum Teil renoviert. Das Haus wurde komplett entkernt und restauriert. Die alten Fachwerkwände im Inneren sind nun teils mit Lehmputz verkleidet oder ganz bewusst sichtbar, um den Charme des Denkmals zu betonen. Am Kopf des Hofes entstand das neue Doppelhaus Kringsgat Nr. 6. Es begrenzt den Platz und bildet das logische Gegenstück zu den Denkmälern. Es lässt diesen genug Raum und ist ihnen dennoch mit seiner Architektursprache ebenbürtig. Das neue Haus wurde als Massivbau errichtet und erhielt eine Fassade aus einem Wärmedämmverbundsystem mit Kratzputz und anthrazitfarbenen Eternitplatten. Hier bestehen die Fenster aus Kunststoff mit einer Dreifach-Isolierverglasung.
Alle Wohnungen beziehungsweise Häuser haben einen Balkon oder eine eigene Terrasse und sind komfortabel mit Parkett oder Fliesen sowie hellen Bädern, weißen Türen und vielem mehr ausgestattet. Mit einer Erdwärmepumpe gestaltet sich das Heizen und die Warmwasseraufbereitung des Mikroquartiers umweltfreundlich und zukunftssicher.
Fotos:
Peter Gwiazda
www.petergwiazda.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 04|20)