Wohnen auf dem Dach
Dachausbau und Frischzellenkur für ein Gründerzeithaus
In einem spätgründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshaus am Prenzlauer Berg wurde der bestehende Dachstuhl abgetragen, um unter weitgehender Rekonstruktion der historischen Fassadengliederung ein neues Dachgeschoss zu Wohnzwecken zu errichten. Auch der Fassade wurde möglichst originalgetreu ihre ursprüngliche Gliederung zurückgegeben und auf der Rückseite des Gebäudes ein außenliegender Fahrstuhlturm angebaut. Das Grundstück liegt in Mittellage an der nördlichen Kante eines begrünten Platzes und ist somit mit seiner Vorderseite nach Süden hin ausgerichtet. Von dem ursprünglich U-förmigen, viergeschossigen Haus ist seit dem Krieg nur noch das Vorderhaus und der linke Seitenflügel erhalten. Und auch der einst üppige Fassadenschmuck wurde abgeschlagen. Das Haus wurde in massiver Bauweise mit Holzbalkendecken errichtet. Nach dem Dachausbau verfügt es nun über fünf Geschosse. Zur Umsetzung des Dachausbaus musste der bestehende Dachstuhl abgetragen und neu errichtet werden. Der Dachaufbau wurde so geplant, dass er vollständig innerhalb der bauzeitlichen Kubatur liegt. Der Fassadenabschluss mit einer Scheinattika sollte ebenso erhalten bleiben.
Im Dachgeschoss entstanden eine Dreizimmer- und eine Vierzimmerwohneinheit, deren Wohnbereiche sich mit Dachterrassen zum Platz nach Süden orientieren, während Schlaf- und Kinderzimmer zum ruhigeren Hof oder über dem Seitenflügel nach Osten liegen. Esszimmer, Elternschlafzimmer und Küche liegen ebenfalls unmittelbar an den Terrassen. Die Wohnungen sind jeweils klar in Wohn- und Schlaftrakt gegliedert und verfügen über kleine Gäste-WCs und Abstellräume. Der zentrale Innenraum hinter dem Frontispiz ist der kleineren Dreizimmerwohnung als Wohnraum zugeordnet und wird neben den Giebelfenstern bodentief seitlich über die Terrasse belichtet. In Verbindung mit Eingangsbereich, Garderobe und Gäste-WC sowie dem hinter der Terrasse angeordneten Koch- und Essbereich entsteht somit ein großzügiger Raumzusammenhang mit Rundlauf um die bestehende Schornsteingruppe, der die räumlichen Vorzüge der Dachsituation angemessen zur Geltung bringt und die Einzelbereiche gliedert, während das über Eck mit dem Masterbad verbundene Schlafzimmer separat und privat mit eigener Terrasse dem Hof zugewandt liegt. Die größere Vierzimmerwohnung erstreckt sich vom Vorderhaus in den Seitenflügel. Auch hier ergibt sich ein großzügiger Raumzusammenhang zwischen Wohn- und Essbereich mit Blickbeziehung zwischen platz- und hofseitigen Terrassen.
Fotos:
Andrew Alberts
www.andrewalberts.de
(Erschienen in CUBE Berlin 04|22)