Penthouse à la Japonaise
Ausstattung mit Elementen japanischer Wohnkultur
Wann hat man als Innenarchitekt:in schon die Gelegenheit, über eine Carte Blanche für die Ausstattung einer Wohnung zu verfügen? Dieses Glück hatten Carlo Architektur und Interior Design aus Berlin. Kein Wunder, dass Charlotte Wiessner, die Inhaberin des Büros, begeistert war und sich mit ihrem Team voller Engagement an die Umsetzung machte. Es ging um die Ausstattung eines Penthouses direkt am Spittelmarkt. Dieses entsprach nicht dem Standard, den sich die Bauherrin wünschte. So wurde zunächst einmal der Grundriss verändert, indem Wände herausgerissen und neue gesetzt wurden. Es gab ein Briefing, bei dem sich das Team von Carlo über die Wünsche der Kundin informierte. Nicht nur die Umstände waren ungewöhnlich, sondern auch der Auftrag: Die Wohnungsinhaberin hatte einige Jahre in Japan verbracht und sich dabei in die japanische Wohnkultur verliebt. Sie wünschte sich nichts Geringeres als eine Wohnung „à la japonaise“, ließ den Innenarchitekten dafür völlig freie Hand und einen Etat von 700.000 Euro! Man muss tief in die japanische Kultur eintauchen, um die Bedeutung dessen, warum Japaner ihre Umgebung so – für unsere Begriffe – karg gestalten, zu verstehen. Bei Elementen, wie Tatami-Matten, Papier-Türen, Futon-Betten, die einem spontan zu traditioneller japanischer Wohnungseinrichtung handelt es sich um Klischees. Im vorliegenden Fall ist der Eindruck etwas üppiger: Der Eingangsbereich ist ein Ort der Reinigung, nie darf man die Wohnung mit Schuhen betreten. Die Architekten entschlossen sich, diesen Bereich als „Wald“ auszustatten. Eine handbemalte Tapete verwandelt den Eingang in eine Welt voller Harmonie. Von hier gehen fünf Türen ab, die in die einzelnen Lebensbereiche führen. Zur Rechten befindet sich ein kleiner Bereich in Tannengrün, der die Garderobe darstellt. Hier schließt sich die Bibliothek an, die einerseits als Lesezimmer dient und in dem auch Gäste empfangen werden. Eine imposante Bücherwand aus rötlich gebeiztem Nussbaum ist vollgestellt mit alten Folianten. Ein barrierefreier Übergang führt in den Wohnbereich mit seiner Teeecke. Das ist der Ort der Ruhe und Meditation. Auf einer mit Blattgold veredelten Wand kann man bei Sonneneinstrahlung ein phantastisches Lichtspiel beobachten. Esstisch und Stühle stammen aus einer japanischen Möbelmanufaktur. Vorbei an den beiden Bädern gelangt man zum schillerndsten Bereich der Wohnung – dem Schlafzimmer. Der Keiderschrank in Perlmuttoptik ist mit einer Tapete bezogen, auf der von Hand aufgemalte Fische zu sehen sind.
Fotos:
Daniel Schäfer
(Erschienen in CUBE Berlin 01|23)